Prügel in Berlin

Unbekannte überfallen syrischen Oppositionellen um 2 Uhr nachts in seiner Berliner Wohnung

BERLIN taz | „Was mich am meisten beeindruckt“, sagt der syrische Menschenrechtsaktivist Farhad Ahma in einem Video, „ist, dass die Menschen in Syrien weiterhin mit friedlichen Mitteln kämpfen, trotz aller Brutalität des Regimes.“ Die hat er nun selbst zu spüren bekommen: In der Nacht auf Montag haben Unbekannte ihn in seiner Wohnung in Berlin zusammengeschlagen – vermutlich im Auftrag des Assad-Regimes.

Gegen zwei Uhr morgens klopfte es an seine Tür, berichtet Ahma der taz. „Die Polizei“, meldete sich eine Stimme. Kaum hatte er geöffnet, stürmten zwei arabisch aussehende Männer herein und begannen, mit Schlagstöcken auf ihn einzudreschen. „Sie versuchten, mich am Kopf zu treffen“, sagt Ahma. Als eine Bekannte, die zu Besuch war, dazukam und zu schreien begann, öffnete ein Nachbar alarmiert die Tür und die Angreifer flohen. Ahma kam mit Prellungen und einer Verletzung am Auge davon. „Es war mein Glück, dass ich nicht allein in der Wohnung war“, sagt er.

Der syrische Geheimdienst ist bekannt dafür, Oppositionelle im Ausland zu verfolgen; in Frankreich stehen sie teilweise unter Polizeischutz. Die Regierung müsse den Vorfall ernst nehmen, fordert Ahma. „Und etwas tun, bevor Schlimmeres passiert.“ Der Syrer lebt seit 1996 in Deutschland, ist als Flüchtling anerkannt. Seit letztem Monat ist er Mitglied des syrischen Nationalrates, einer Art Übergangsregierung im Exil. Mit deutschen und syrischen Aktivisten hat er die Kampagne „Adopt a Revolution“ gestartet, deren Medienpartner die taz ist.

Diese zeigen sich erschüttert über den Angriff: „Die Bundesregierung muss dafür sorgen, dass Oppositionelle anderer Staaten hier ihre Meinung offen kundtun können“, so Elias Perabo von „Adopt a Revolution“. Volker Beck, menschenrechtspolitischer Sprecher der Grünen im Bundestag, forderte die Bundesregierung auf, den syrischen Botschafter einzubestellen. Eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes sagte der taz, es stehe in Kontakt mit den Ermittlungsbehörden und habe sein Interesse an einer schnellen und umfassenden Aufklärung deutlich gemacht. Zur Frage, ob Gespräche mit der syrischen Regierung oder eine Einberufung des Botschafters erfolgen werden, gab es keine Auskunft.

JULIANE SCHUMACHER