COVERBAND
: Krankheit und Charisma

Boy Division habe ich, sehr spät, zum ersten Mal auf einer Geburtstagsfeier in Lurup gesehen. Der Sänger war schwer angeschlagen und bewegte sich reichlich abseitig durch die Szenerie, der Rest der Band erging sich in gegenseitigen Beschimpfungen aus der so genannten untersten Schublade. Ich dachte: Das klingt wirklich krank. Heute weiß ich: Das ist es auch. Das Allerschönste aber ist: Die völlige Kaputtheit, mit der Boy Division die Lieblingslieder von dir und deinen Eltern nachspielen und mit Hilfe eines jede Nuance und jede Differenz einebnenden Megaphon-Gesangs auf ihre erbärmliche Nacktheit reduzieren, hat eigentlich nur eine ernüchternde Botschaft: Leute, da war nichts, woran man sich festhalten kann. Und so strahlt am Ende als Einziges die Band selbst, ausgestattet mit dem, was man laut Selbstauskunft nicht lernen kann: Charisma. Morgen feiern sie auf der Hedi eine „Australische Sommeranfangsparty“ nebst Sommer-Deko, Sommer-Drinks und Bademodenkontest. SCHUH

■ Fr, 30. 12., 19 Uhr, MS Hedi, Landungsbrücke 10, Abfahrt jede volle Stunde