Begriffsverwirrungen

betr.: „Frischfleisch für Kinderschänder“, taz vom 15./16. 12. 07

Wenn es um Vergehen oder Verbrechen gegen die sexuelle Selbstbestimmung von Kindern und Jugendlichen geht, feiert der deutsche Journalismus fröhliche Urständ. Obwohl alle SchreiberInnen wissen könnten und auch müssten, dass es um ein Gewaltverhältnis geht, schreiben sie drauflos von „Pädophilie“ oder „Kindersex“, den der zum „Sextäter“ geadelte SexualSTRAFtäter verübt, und garnieren das alles mit dem Begriff „Missbrauch“, als ob es so etwas wie einen sexuellen Gebrauch von Kindern geben könnte.

Im Reiseteil der taz wurde jetzt dankenswerterweise über Gewalt gegen die sexuelle Selbstbestimmung von Kindern berichtet. „Kinderprostitution“ dürfte den Sachverhalt nicht wirklich treffen, weil die Kinder nicht „sich prostituieren“, sondern dazu gezwungen werden. Am schrecklichsten aber ist der „Kinderschänder“, der auch in der taz wieder reüssieren durfte. Als ob diejenigen, die Kindern Gewalt antun, nicht ausschließlich Schande über sich selbst brächten, sondern über die Kinder. Das ist eine ähnliche Begriffsverwirrung, als wenn jemand auf die Idee käme, eine überfallene Frau als „Räuberbraut“ zu bezeichnen. PETRA KERSTENSEN, Mülheim