Drei Geiseln in Kolumbien vor Freilassung

Per Flugzeug aus der Gewalt der Farc-Guerilla zu Hugo Chávez nach Venezuela: Kolumbianische Regierung stimmt zu

BUENOS AIRES taz ■ In die Aktion zur Freilassung dreier Geiseln der linken Guerillaorganisation Farc in Kolumbien ist Bewegung gekommen. Die kolumbianische Regierung hat am Mittwoch einem Plan Venezuelas zu deren Freilassung zugestimmt. In einer Fernsehrede sagte Kolumbiens Außenminister Fernando Araújo die Unterstützung für eine „bedingungslose Freilassung“ der Geiseln zu. Demnach wird Kolumbien keine Gegenleistung erbringen. Nach dem Plan von Venezuelas Präsident Hugo Chávez sollen die Entführten mit Flugzeugen und Hubschraubern aus Venezuela abgeholt werden. Dazu hat die kolumbianische Regierung jetzt die Landeerlaubnis erteilt.

Hugo Chávez hatte am Mittwoch öffentlich die kolumbianische Regierung um die Erlaubnis zur Landung gebeten. Einzige Bedingung der Regierung in Bogotá ist, dass die Maschinen das Zeichen des Internationalen Roten Kreuzes tragen. Die Geiseln sollen von Vertretern aus acht Ländern, darunter Frankreich, Kuba, Brasilien und Argentinien, in Empfang genommen werden. Unter den acht sind der ehemalige argentinische Präsident Néstor Kirchner und der argentinische Außenminister Jorge Taiana. Beide wollten am Donnerstag nach Venezuela fliegen. Die Namen der anderen Vertreter sind nicht bekannt.

Chávez hatte angekündigt, er selbst werde nicht nach Kolumbien fliegen. Kolumbiens Präsident Álvaro Uribe hatte ihm vor fünf Wochen das Mandat für seine Bemühungen um die Freilassung von Geiseln aus der Hand der Guerilla entzogen. Die Farc hatte daraufhin ihre Unterstützung von Chávez mit der Ankündigung der Freilassung der Geiseln demonstriert. Die Freilassung hing nur noch von der Zusage der Regierung Uribe an, so Hugo Chávez am Mittwoch bei einer vom Fernsehen übertragenen Vorstellung seines Planes.

Bei den drei Geiseln handelt es sich um zwei Frauen und ein drei Jahre altes Kind. Die Mutter, Clara Rojas, war am 23. Februar 2001 entführt worden. Rojas leitete den Wahlkampf der ebenfalls entführten ehemaligen Präsidentschaftskandidatin Ingrid Betancourt. Seit einem Jahr ist bekannt, dass Rojas in der Geiselhaft einen Jungen zur Welt gebracht hat. Bei dem Vater soll es sich um einen Guerillero handeln. Der jetzt etwa drei Jahre alte Emmanuel soll mit seiner Mutter freikommen. Die dritte Person ist die 57 Jahre alte Ex-Parlamentsabgeordnete Consuelo González. Die Politikerin der Liberalen Partei wurde am 10. September 2001 entführt.

Chávez zeigte sich zuversichtlich, dass er zu einem anderen Zeitpunkt auch die Freilassung von Ingrid Betancourt erreichen könne. Die ehemalige Präsidentschaftskandidatin war am 23. Februar 2002 entführt worden und befindet sich seither in der Hand der Farc. Die Farc („Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens“) hatte sich bereiterklärt, 45 Geiseln freizulassen, darunter Betancourt. Im Gegensatz sollte die kolumbianische Regierung mehr als 400 inhaftierte Rebellen entlassen. JÜRGEN VOGT