galerienspiegel
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xpon-art – Neuschnee: Fällt eine Schneeflocke auf das Wasser, dann erzeugt sie aufgrund der in ihr eingeschlossenen Luftblasen einen schrillen hohen Ton mit einer Frequenz von 50 bis 200 Kilohertz, der für Menschen allerdings unhörbar ist. Diese leicht abseitige Information soll auf eine Gruppenausstellung neugierig machen, die vierzehn Künstlerinnen und Künstler aus so unterschiedlich schneeerfahrenen Ländern wie Schweden oder Indien, Polen, Kasachstan oder Hamburg unter das Thema Neuschnee gestellt haben. Dabei sind wirkliche Schneelandschaften oder Fotos vom Schnee eher in der Minderheit, meist reichen schon weiße Flächen in den Installationen und Gemälden, oder die Lichtpunkte einer lochgestanzten Blindenschrift.

KuBaSta, Repsoldstraße 45, Münzviertel, Sa–Di 18–21 Uhr. Sonntag, 30. Dezember: Finissage mit Lesung um 15 Uhr. www.xpon-art.de

24 h Jonathan Meese: Sie wussten eigentlich noch nie, was sie von dem vom Ahrensburger Muttersöhnchen zum in Berlin residierenden internationalen Kunststar aufgestiegenen Klamaukartisten halten sollen? Die gute Chance, das dieses Jahr noch herauszubekommen, bietet eine Führung zu den Fotos, in denen Peter Hönnemann nach drei extremen 24-stündigen Sessions Jonathan Meese in allen Facetten zeigt.

Sonntag, 30. Dezember, 15 Uhr, Museum für Kunst und Gewerbe, Steintorplatz, http://mkg-hamburg.de

Eine Liebe. Max Klinger und die Folgen: Das Jahr mit surrealistisch-romantisierenden Liebesvisionen beenden? Eine Führung bringt den vor 150 Jahren geborenen Künstler nahe und zeigt anhand der Ausstellung, dass seine Kunst für viele spätere Künstler vorbildhaft war.

Sonntag, 30. Dezember, 12 Uhr, Hamburger Kunsthalle, Hubertus-Wald-Forum, Glockengießerwall. Übrigens ist die Kunsthalle sowohl Silvester wie Neujahr von 12 bis 18 Uhr geöffnet; www.hamburger-kunsthalle.de

Thomas Ehgartner – I Like Ücker And Ücker Likes Me: Mittels Struktur und Licht werden aus den Spuren spontaner Interventionen wie der Abformung des eigenen Gesichts im Nagelbett Reliefplastiken mit augenzwinkerndem Bezug auf den nagelnden Altmeister der Moderne. Anders als bei den meisten Galerien, die fast alle bis 8. Januar geschlossen sind, kann man hier einen Teil der Ausstellung auch schon durch die Schaufenster der früheren Läden neben dem Eingang zum Metropolis-Kino sehen.

Walk of Fame, Dammtorstraße 30, mittwochs 17–20 Uhr. Bis 6. Januar 2008. Gleiche Zeiten nebenan: Hinterglasbilder, Raumschichtungen und Objekte von Mark Matthes unter dem Titel „Standards II“.

Das Jahr 2007 … verabschiedet sich mit der Erinnerung an einen im Vorwege hochgelobten, aber dann eher enttäuschenden Kunstsommer mit der besonders an ihrem eigenen Anspruch gänzlich gescheiterten Documenta. Sodann wurde die Tatsache langsam unübersehbar, dass das besondere Hamburger Organisationsmodell der sieben Museumsstiftungen in zahlreichen Details eher schlecht funktioniert. Nichts Neues ist dagegen der Dauerfrust um ein trotz gegenteiliger Preisvergaben eher unteroptimales Feuilleton in der Region und die Erkenntnis, dass – trotz internationalem Kunstboom und zusätzlicher Förderung von Internationaler Bau- und Gartenbauausstellung – der Kunstbetrieb in dieser Stadt letztlich unterfinanziert ist.

2008 lockt dagegen unverdrossen mit vermutlich großartigen Ausstellungen wie der Mark-Rothko-Retrospektive in der Kunsthalle (ab 16. Mai), dräut aber auch mit dem seltsamen Spektakel einer kurzen Sommerausstellung von internationaler Off-Kunst in Überseecontainern in der Hafencity. Unabhängig vom Wahlausgang ist allerdings leider nicht erkennbar, wie die strukturellen Defizite in der Kunstlandschaft wesentlich behoben werden könnten. Die Galerienspiegel-Autoren wünschen dennoch weiterhin anregende Eindrücke und Einsichten und allemal „Prosit Neujahr“! HAJO SCHIFF