Gut rutschen

Fetzig, punkig, maritim, neophil oder klassisch? Bevor die Planung des gelungenen Jahresausklangs am überfüllten Handynetz scheitert: Der taz-Silvesterpartyguide 2007 für immer noch Unentschlossene

Silvesterfest 2008Im Uebel & Gefährlich hat man sich für dieses Jahr fest vorgenommen, die fetzigste Party der Stadt zu feiern. Dabei bezieht sich „fetzig“ explizit auf das musikalische Angebot und alles damit Einhergehende und nicht auf das Sprengen mitgebrachter Pyrotechnik. Ausdrücklich ungern gesehen sind hier nämlich Böller aller Art, stattdessen wird das Mitbringen von Hausschuhen empfohlen. Ganz auf traditionelle Silvester-Licht- und Knalleffekte muss auch hier allerdings niemand verzichten: Damit den Neujahrsbegrüßenden nicht eine Rakete zwischen Köhlbrandbrücke und Fernsehturm durch die Lappen geht, ist dieses Jahr nämlich erstmals auch die Dachterrasse geöffnet. Wer lieber die ganze Zeit tanzen will, wird von Wildheits-Garant Erobique und seiner Orgel bedient, Andreas Dorau gibt sich live die Ehre und Rüftata110, die Aktiven von Revolver Club und KissKissClub liefern sich einen Schlagabtausch an den Plattentellern. 24 Uhr, Uebel & Gefährlich, 12 Euro Dein Bester Silvester Fetzig wird es vor allem für FreundInnen des stilvollen Nonkonformen auch wieder auf dem Kiez. „Fuck 2008!“ lautet das No-future-affine Motto der Punk-Silvestersause im Molotow, die sich auch diesmal unter dem Namen „Dein Bester Silvester“ ganz vorn in den Reigen der Superlativankündiger einreiht. Zum dreißigsten Geburtstag des Nietenkaisertums heißt es Iro in die Höhe, Stecknadel durch die Backe und Daumen gedrückt für den Punk-Verkleidungs-Contest. 23 Uhr, Molotow, 8 Euro Silvester in der Hasenschaukel Den gelungensten Abschied von vollgequalmten Kneipen bietet dieses Jahr die schmucke Hasenschaukel. Fünf vor Zwölf wird hier – so lange der Vorrat reicht – die letzte Zigarette gereicht. Vom Tabak im nächsten Jahr dann endgültig die Finger zu lassen, hat sich ja ohnehin wieder jede Zweite vorgenommen. Um die ersten Entzugserscheinungen später erträglicher zu gestalten, lässt sich des Abends das festliche vegetarische Silvester-Buffet leer futtern, während Andra Babydoll den langsam nervöser werdenden Geist mit Indie-Klängen zu beruhigen sucht. 19 Uhr, Hasenschaukel, Eintritt frei, Buffet 25 Euro Neujahr 2073 Wer nicht nur dem letzten, sondern am liebsten auch gleich den nächsten 66 Jahren Lebewohl sagen will, macht wohl am besten einen Abstecher in die Schanze. Im Kulturhaus dreiundsiebzig treffen sich die Neophilen, um das Jahr 2073 zu begrüßen. Die Kulisse soll aufwändiger sein als in Kubricks „2001“, die Kostüme schärfer als in „Barbarella“ und mehr Special-Effects als in „Matrix“ gibt es natürlich auch. Mit Tanzbarem beschallt werden hier gleich vier Ebenen: Bei 15 Stunden „Minimal Tech House“, 12 Stunden „HipHop Tech House“, sechs Stunden „Disco Funk 70er Afrobeat“ und 11 Stunden „Trash Rock Russen Ska Glamour“ sollte wohl für die meisten was dabei sein. 22 Uhr, Kulturhaus dreiundsiebzig, 12 Euro MS Stubnitz Maritim und trotzdem nicht inmitten des alljährlichen Hafenpromenaden-Geschiebes und Rumgeböllers kann man den vorletzten Abend auf der Stubnitz verbringen. Vor und nach der Sektentkorkung auf dem Achterdeck nebst Feuerwerk schwingt man gemächlich die Hüften vor der britischen Ambient-DJ-Produzenten-Legende Mixmaster Morris, fläzt sich zum Dänen-Dub von Rumpistol in den Kojen oder lauscht dem Electronic-Fusion-Jazz von Badun. 23 Uhr, MS Stubnitz (Überseebrücke), 8 Euro Six Cent Dance Wer es klassisch und günstig mag, für den empfiehlt sich die Yoko Mono-Bar. Um Mitternacht knallen hier die Sektkorken, es gibt ein kleines Feuerwerk und für Berliner ist natürlich auch gesorgt. DJ Anna Schneider und Chang Lee legen für Tanzwütige Tango, Twist und Discofox auf. Die Beine schwingen kostet allerdings 6 Cent. Pro Stück…21 Uhr, Yoko Mono, Eintritt frei ROBERT MATTHIES