THEATER

betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

ESTHER SLEVOGT

Ja, was tun, wenn der Vater beim Geheimdienst ist? Ist das cool? Oder doch irgendwie peinlich? Oder am Ende sogar richtig schlimm? Denn was macht dieser Vater da überhaupt? Fragen, die man stellen kann. Und das tut David Lindemann in seinem Stück „Herr Fritz vom Geheimdienst“ auch, das am 12. April im Theater an der Parkaue uraufgeführt wird. Und zwar von Katrin Hentschel. Ein „James Bond für Kinder“ ist versprochen. Die beiden Mädchen Selma und Ayse sind ebenfalls mit von der Partie. Und eine gefährliche Geheimorganisation namens M.O.N.S.T.R.E, die der Herr Geheimagent Fritz ausschalten soll. Das Theater an der Parkaue, dieses Lichtenberger Zauberschloss mit Hogwarts-Appeal, ist ja für sich alleine schon eine tolle und geheimnisvolle Location. Und daher für ein Vorhaben wie dieses wie geschaffen. Also nichts wie hin (Theater an der Parkaue: „Herr Fritz vom Geheimdienst“, Premiere 12. 4., 16 Uhr).

Beschäftigung mit dem Geheimdienst, die ja seit Edward Snowden wieder sehr an Brisanz gewonnen hat, steht diese Woche auch auf dem Programm der Deutschen Oper in Charlottenburg. Dort kommt im April ein experimentelles Operntriptychon zum Thema heraus, für dessen Libretto unter anderem das Jungautorenduo Jakob Nolte und Michel Decar verantwortlich ist. Die Musik stammt von den jungen Komponisten Elisa Quarello, Robert Krampe und Mischa Tangia. „Neue Szenen II – Ohio“ heißt der Abend (ein Kooperationsprojekt mit der Hochschule für Musik Hanns Eisler), der sich mit dem realen Fall eines sogenannten „Romeos“ befasst, einem Stasi-Mitarbeiter also, der sich auf dem Weg der Liebesvortäuschung ins Herz einer Westagentin einschlich, mit ihr eine Familie gründete – bis der Auftrag ihm entzogen wurde (Deutsche Oper: „Neue Szenen II – Ohio“, Premiere: 10. 4., 20 Uhr).

Im Ballhaus Ost stellt die preisgekrönte Performance-Gruppe „vorschlag:hammer“ ihr neues Projekt „Das Leiden der jungen Wörter“ vor. Die Assoziation zu Goethes berühmtem Selbstmörder-Briefroman aus dem Sturm und Drang ist natürlich Absicht. Die Performer von „vorschlag:hammer“ wollen nämlich diesen Roman zwischen R’n’B, Lichtspiel und unmittelbarem, performativem Sprechen sezieren, wie sie in ihrer Vorankündigung versprechen, und nach Formen möglicher Gefühlsäußerung und Erweiterungsmöglichkeiten durch das Theater abseits des literarischen Texts forschen. Es geht, wir ahnen es, natürlich um eine Theatersprache der Liebe, für die Roland Barthes’ Diskurs und Herzschlag vorgegeben hat (Ballhaus Ost: „Die Leiden der jungen Wörter“, 9. und 10. 4., jeweils 20 Uhr).