NACH DER PARTY
: Alles ist gut

Er hatte das Gefühl, dass eigentlich alles möglich ist

Am Tag nach der Party finde ich viele Dinge in meiner Wohnung. Manche sind Geschenke, deren Schenkerin oder Schenker ich nicht mehr weiß. Wem soll ich jetzt Danke sagen? Dann gibt es noch ein paar vergessene Schals und solche Sachen. Und sehr viele Flaschen und Gläser an ungewöhnlichen Orten. Man weiß manchmal gar nicht, wie multifunktional die eigene Einrichtung sein kann.

Hier und da brennt morgens noch eine Kerze, und das macht eine ganz eigene, besinnliche Stimmung. Morgens ist natürlich eigentlich schon spätnachmittags, und die Sonne scheint wie immer knapp an meinen Fenstern vorbei. Velten sitzt nackt auf dem Fensterbrett und raucht. Er redet irgendwas über Musik und Sex. Er guckt dabei die Kräuter auf dem äußeren Fensterbrett an, und die Kräuter gucken ihn an. Sie sehen etwas fertig aus, wir auch, alle.

Das Aufräumen geht ganz schnell. Das ist der Vorteil an einer kleinen Wohnung: Der Dreck konzentriert sich auf wenig Raum. In der Küche ist überall Rotwein oder so was auf dem Boden, und das hässliche beige-graue PVC ist plötzlich ein sanftes nachfeierliches Rosa. Es sieht gut aus, aber es klebt.

Ein paar Tage später sagt Jan, er habe das restliche Wochenende so ein Hippiegefühl gehabt. Dabei ist er früh gegangen. Das ist schön, sage ich, dass meine Party das mit dir macht, wie war denn das Gefühl? Na ja, sagt er, alles war locker und frei, ich hatte plötzlich das Gefühl, dass eigentlich alles möglich ist. Mira erzählt, beim Nachhausefahren habe sie sich einen Vorderzahn ausgeschlagen, weil sie und ihr Freund nicht zusammen auf ein Fahrrad passten. Und Tine sagt, sie kann seit meiner Party keinen Wodka mehr sehen. Das tut mir leid, das wollte ich nicht. Ich glaube ja eigentlich nicht, dass das von meinem guten Wodka kommt, das waren neun auserwählte Sorten, und nur die besten. MARGARETE STOKOWSKI