JANUAR

■ Im Bankenskandal-Prozess gegen Klaus Rüdiger Landowsky und Co. plädiert die Staatsanwaltschaft auf Freispruch – wenn auch nur widerwillig. Der Schaden, den die einstigen Bankmanager angerichtet haben, könne nicht genau beziffert werden; die Beweisaufnahme sei zu früh abgeschlossen worden, so die Staatsanwaltschaft Ende Januar. Mitte Februar wird Ex-CDU-Fraktionschef Landowsky und elf weitere Bankmanager vom Vorwurf der Untreue freigesprochen.

FEBRUAR

■ Das Hausprojekt Liebig 14 in der gleichnamigen Straße in Friedrichshain wird von einem Großaufgebot der Polizei geräumt. Die Folge: zahlreiche Proteste der linken Szene in der ganzen Stadt.

■ Auf dem U-Bahnhof Lichtenberg prügeln vier Jugendliche zwei dreißig Jahre alte Handwerker zu Boden. Eines der Opfer muss notoperiert werden und wird für vier Wochen in ein künstliches Koma versetzt. Im Dezember werden die Angreifer zu Haftstrafen wegen versuchten Mordes verurteilt.

MÄRZ

■ Eisbär Knut – Berlins größte Attraktion seit dem Mauerfall – stirbt. Vor den Augen zahlreicher Besucher erleidet das vier Jahre und drei Monate alte Tier im Zoo einen Anfall, stürzt ins Wasser und stirbt. Tierfreunde in der ganzen Welt sind geschockt. Knut litt an einem schweren Hirnschaden.

■ Steigende Flüchtlingszahlen zwingen den Senat zum Improvisieren: Er bringt die Menschen in Hostels unter. Initiativen protestieren dagegen und fordern Wohnungen für die Flüchtlinge.

APRIL

■ Renate Künast wird fünf Monate vor der Abgeordnetenhauswahl als Spitzenkandidatin der Grünen nominiert. In Umfragen liegt die Partei mit 28 Prozent knapp vor der SPD.

■ Thilo Sarrazin darf SPD-Mitglied bleiben. Das entscheidet die Schiedskommission seines Kreisverbands Charlottenburg-Wilmersdorf, nachdem der ehemalige Finanzsenator eine Erklärung abgeben hat. Die Entscheidung wird bundesweit als Einknicken der SPD bewertet.

MAI

■ Bei den Protesten am 1. Mai steht das Thema Gentrifizierung und Mietenpolitik im Mittelpunkt. Auf fast allen Veranstaltungen und Demonstrationen geht es um Frei- und Wohnräume in der Innenstadt. Bei Krawallen in Kreuzberg und Neukölln werden insgesamt 161 Menschen festgenommen – deutlich weniger als 2010.

■ Ein Brandanschlag auf eine Kabelbrücke am Ostkreuz legt den Bahnverkehr im Osten der Stadt stundenlang lahm. Eine linksautonome Gruppe bekennt sich dazu.

JUNI

■ Der Abgeordnetenhauswahlkampf läuft auf Hochtouren. Auch die islamophoben Parteien „Die Freiheit“ und „Pro Deutschland“ werben erstmals. Ihre Auftritte sind regelmäßig Ziel von Protesten. In Kreuzberg verhindern Demonstranten eine Veranstaltung von „Pro Deutschland“. Für den Ausgang der Wahlen spielen die rechten Grüppchen keine Rolle.

■ Im Olympiastadion wird die Fifa-Fußballweltmeisterschaft der Frauen eröffnet.

JULI

■ Erste Kennzeichnungsschilder für Polizisten werden verteilt.

■ Innensenator Körting (SPD) gibt Fehler beim Auswahlverfahren des neuen Polizeipräsidenten zu. Es gibt nur zwei Kandidaten: Klaus Keese, Leiter der Polizeidirektion 1, und den früheren Chef des Bundesgrenzschutzpräsidiums Ost, Udo Hansen. Körting favorisiert Hansen. Keese klagt zweimal erfolgreich dagegen. Auch Ende des Jahres leitet noch Margarete Koppers die Behörde kommissarisch.

AUGUST

■ Auch wenn nicht alle Berliner die Flugroutengegner im Süden der Stadt unterstützen – die Menschenkette um den Müggelsee beeindruckt: 24.000 Menschen postieren sich um den größten See der Stadt und reichen auf ein Signal hin einander die Hände.

■ Am 13. August erinnern Konzerte, Diskussionsrunden, Filme und Gottesdienste an den Beginn des Mauerbaus vor 50 Jahren. An der Bernauer Straße wird ein neuer Abschnitt der Open-Air-Ausstellung eröffnet.

SEPTEMBER

■ Bei der Abgeordnetenhauswahl wird die SPD mit 28,3 Prozent stärkste Kraft, es folgen CDU mit 23,3 Prozent, die Grünen mit 17,6 Prozent, die Linke mit 11,7 und die Piraten mit 8,9 Prozent. Die FDP scheitert an der Fünf-Prozent-Hürde (1,8 Prozent). Die Piraten ziehen erstmals in das Parlament ein. Sie stellen 15 Abgeordnete.

■ Der Papst besucht Berlin. Den Höhepunkt bildet ein Gottesdienst im Olympiastadion vor rund 80.000 Menschen. Begleitet wird der Besuch von Protesten.

OKTOBER

■ Die Occupy-Bewegung macht auch in Berlin auf sich aufmerksam. Nach New Yorker Vorbild verständigen sie sich mit Handzeichen sowie langsamen Sprechchören und besetzen eine öffentliche Fläche – zunächst an der O2-World in Friedrichshain, später am Bundespressestrand.

■ Im Verein der Parkeisenbahn des Freizeitzentrums Wuhlheide (FEZ) sollen Kinder jahrelang missbraucht worden sein. Ein 26-Jähriger und ein 37-Jähriger werden zu Bewährungsstrafen verurteilt.

NOVEMBER

■ Nach dem Scheitern der Koalitionsverhandlungen mit der SPD zerfleischen sich die Grünen intern selbst. Dem linken Flügel gelingt es nicht, einen der beiden Fraktionschefposten zu besetzen. Er verlagt trotzdem mehr Einfluss, der Streit eskaliert: Fraktionschef Volker Ratzmann tritt zurück.

■ Ende des Monats gibt es nach zehn Jahren wieder eine Koalition aus SPD und CDU. Neun Wochen nach der Wahl einigen sich beide Parteien auf einen Fahrplan für die Legislaturperiode.

DEZEMBER

■ Nach nur elf Tagen im Amt gibt Michael Braun (CDU) als Senator für Justiz und Verbraucherschutz auf. Zur Sicherung der Übergangsbezüge vermeidet er einen Rücktritt und bittet um seine Entlassung. Braun war in der Affäre um die Beurkundung von Kaufangeboten zu „Schrottimmobilien“ unter Druck geraten.

■ Auf Weihnachtsmärkten verschenkt ein Unbekannter vergifteten Schnaps. Mehr als ein Dutzend Menschen muss – teils im Hospital – behandelt werden.