ANDREAS ZUMACH ZUM VERHÄLTNIS IRAN/USA IM JEMEN-KONFLIKT
: Jenseits von Aden

Den Gegnern des Atomabkommens kommt diese Entwicklung natürlich sehr gelegen

Im Jemenkonflikt droht mit der Entsendung eines iranischen Marineverbandes in den Golf von Aden sowie der Betankung saudischer Kampfflugzeuge durch die USA eine direkte Konfrontation zwischen den beiden konkurrierenden Regionalmächten am Persischen Golf. Auch wächst das Risiko einer zumindest indirekten militärischen Auseinandersetzung zwischen Iran und den USA.

Denn auch wenn der iranische Marineverband offiziell nur den Auftrag hat, Teherans Handelsschiffe vor Piraten zu schützen, besteht die große Gefahr eines Zusammenstoßes mit den Kriegsschiffen der saudischen Koalition, die seit Tagen die Hafenstadt Aden beschießt. Und die Betankung saudischer Kampfflugzeuge sowie andere militärisch-logistische Unterstützungsleistungen Washingtons für die Koalition sunnitischer Staaten bergen wie in früheren Konflikten seit dem Vietnamkrieg das Eskalationsrisiko eines immer weitergehenden militärischen Engagements der USA. Kommt es aber zu dieser befürchteten Zuspitzung, wäre auch der Abschluss eines endgültigen Abkommens über das iranische Nuklearprogramm bis zum 30. Juni kaum noch vorstellbar.

Den zahlreichen Gegnern dieses Abkommens in Jerusalem, Riad, Washington und Teheran käme diese Entwicklung natürlich sehr gelegen. Aber sie wäre weder im wohlverstandenen Interesse der USA noch dem des Irans. Der Vorschlag des iranischen Außenministers, dass Saudi-Arabien, der Iran, Pakistan und andere islamische Staaten die verfeindeten Lager im Jemen an einen Verhandlungstisch bringen, um eine von allen Seiten akzeptierte Regierung zu ermöglichen, bietet eine Chance zur Deeskalation. Dazu wird es allerdings nur kommen, wenn die USA ihre Verbündeten Saudi-Arabien und Pakistan zur aktiven Teilnahme an diesen Verhandlungen bewegen.

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