„Ich wollte damals als Märtyrer sterben“

DSCHIHADISMUS Wegen Terrorismus Angeklagter sagte vor dem Oberlandesgericht München aus

MÜNCHEN dpa | In einem Dschihadistenprozess in München hat ein junger Deutschtürke gestanden, dass er im „Heiligen Krieg“ in Syrien kämpfen wollte. „Ich wollte damals als Märtyrer sterben, das war mein Ziel“, sagte der Angeklagte am Donnerstag vor dem Oberlandesgericht. „Man sagt, das dauert nicht lange.“ Auch wegen der Jungfrauen im Paradies, die ihm versprochen worden seien, habe er den Tod angestrebt. „Ich habe gedacht: Märtyrer – und durch.“

In Deutschland habe er von Gräueltaten des Regimes von Baschar al-Assad gehört und in Syrien helfen wollen. „Durch Kämpfen, durch Töten“, sagte der Angeklagte. „Das war damals meine Einstellung.“ Als er die Kriegswirren live mitbekommen habe, habe er aber gemerkt: „Jetzt wird’s kritisch.“ Daraufhin habe er beschlossen, nach Deutschland zurückzukehren.

Der gebürtige Münchner ist wegen Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat und Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung im Ausland angeklagt. Die Bundesanwaltschaft wirft ihm vor, sich der Al-Nusra-Front angeschlossen zu haben, dem syrischen Ableger von al-Qaida. Ziel dieser sei es, „einen Gottesstaat unter Geltung der Scharia zu errichten“, heißt es in der Anklageschrift.

Aus seiner damaligen Sicht sei es richtig gewesen, „Ungläubige“ zu töten, erklärte der junge Mann. „Darf man sie umbringen“, fragte der Vorsitzende Richter Manfred Dauster. „Sie bekämpfen? Schon!“, antwortete der Angeklagte und fügte hinzu: „Ich hab’ nicht so viel Wissen vom Islam, leider.“

Über die Türkei sei er nach Syrien in ein Terrorcamp der Al-Nusra-Front gereist. Dort sei er an Waffen ausgebildet worden. Er sprach von einer dreiwöchigen Ausbildung. Für 700 Euro habe er sich auch selbst eine Kalaschnikow gekauft, die sei aber kaputt gegangen. Die meiste Zeit habe er ohnehin mit Sport, Kochen und Schwimmen verbracht. „Das klingt mir so wie: Wir fahren ins Landschulheim“, sagte Richter Dauster. Bei seiner Rückkehr im Juli 2014 war der 21-Jährige am Münchner Flughafen festgenommen worden.