Schlampiger Umgang mit Blut

■ Fünf Kliniken in Rheinland–Pfalz haben Blutkonserven verwendet, ohne sie auf das AIDS–Virus hin untersucht zu haben / Landesregierung reagierte nicht auf Hinweise der grünen Bundestagsabgeordneten Wilms–Kegel

Von Rolf Gramm

Heidelberg (taz) - Obwohl seit dem 1. Oktober 1985 nur noch auf das AIDS–Virus HIV–getestete Blutkonserven verwendet werden dürfen, haben mindestens fünf rheinland–pfälzische Kliniken auch nach diesem Zeitpunkt noch ungeprüftes Blut verwendet. Weil das Mainzer Gesundheitsministerium auf ihre Hinweise auf diesen Skandal nicht reagierte, veröffentlichte gestern die rheinland– pfälzische Bundestagsabgeordnete der Grünen und Vorsitzende des gesundheitspolitischen Ausschusses des Bundestags, Heike Wilms–Kegel, die Namen der betreffenden Kliniken. Es handle sich um das „Krankenhaus der barmherzigen Brü der“ in Trier, das „St. Josefs– Krankenhaus“ in Hermeskeil, das Krankenhaus „St. Marienwörth“ in Bad Kreuznach, das „Evangelischen Stift St. Martin“ in Koblenz, und das „Evangelische Krankenhaus Hochstift“ in Worms. Nachdem im März bekannt geworden war, daß an der Mainzer Universitätsklinik Patienten ohne Einwilligung AIDS–Tests unterworfen werden, hatte Frau Wilms–Kegel insgesamt 84 Kliniken angeschrieben, um Auskünfte über deren Umgang mit der Immunschwächekrankheit zu erhalten. Aus den Antworten wurde ersichtlich, daß bis zum Juli 1986 ungetestete Blut–Konserven verwendet wurden. Auf die Nachfrage der grünen Abgeordneten an die Klinikverwaltungen, warum der Zeitraum mißachtet wurde, nachdem nur noch überprüfte Blutkonserven benutzt werden dürfen, und wie man gedenke, die betroffenen Patienten über diesen Fehler zu informieren, antworteten die Kliniken nicht. Auch das von ihr informierte Mainzer Gesundheitsministerium teilte nur mit, man habe die Krankenhäuser angewiesen, künftig korrekt zu verfahren. An einem Gespräch bestehe kein Bedarf. Erst durch dieses Verhalten der Behörden, so Frau Wilms–Kegel gegenüber der taz, habe sie sich gezwungen gesehen, die Namen der Kliniken nun zu veröffentlichen. Sie wolle damit betroffenen Patienten wenigstens die Möglichkeit geben, sich auf eine eventuelle Infektion hin untersuchen zu lassen. Aus der im März durchgeführten Umfrage geht hervor, daß 43 Prozent der rheinland–pfälzischen Kliniken, die die Fragen beantworteten, routinemäßig AIDS–Tests an Patienten durchführen. Mindestens fünf Krankenhäuser erklärten offen, daß sie dabei ihre Patienten nicht immerum ihr Einverständnis fragen.