Südafrika rüstet gegen Mosambik

■ Neuer südafrikanischer Luftwaffenstützpunkt an der Grenze zu Mosambik eröffnet / Verteidigungsminister General Malan droht mit verstärkten Angriffen / Ein Jahr nach dem Tod Machels ist das Land weiter in der Krise / Nichtangriffspakt von 1984 ist Schall und Rauch /

Aus Johannesburg Hans Brandt

Mosambik muß innerhalb der nächsten Monate mit Angriffen durch moderne südafrikanische Hubschrauber und Kampfflugzeuge rechnen. Bei der Eröffnung eines neuen Luftwaffenstützpunktes im Norden Südafrikas rechtfertigte der Verteidigungsminister General Magnus Malan Mitte vergangener Woche solche Eingriffe im voraus damit, daß die mosambikanische Regierung ihr Land nicht mehr kontrolliere und zudem von der Sowjetunion in ihrem Krieg gegen Südafrika benutzt werde. Der neue Stützpunkt liegt unweit der Grenzen mit Mosambik und Zimbabwe. Malan betonte, daß Südafrika noch immer an der Aufrechterhaltung des 1984 unterzeichneten Nichtangriffspaktes mit Mosambik interessiert sei. Doch die „harten Realitäten“ Mosambiks erlaubten keine „idealen Beziehungen zwischen Staaten“. „Eine die ser Realitäten ist es, daß die Regierungsgewalt der Regierung von Mosambik fast nur noch auf Maputo (die Hauptstadt) beschränkt ist“, sagte der General. „Deshalb kann Mosambik keine Garantien erfüllen.“ Mosambik werde noch immer als Schleuse für Guerilla des verbotenen Afrikanischen Nationalkongresses (ANC) nach Südafrika benutzt. Malan fügte hinzu, daß Mosambik wichtiger Element der kommunistischen Strategie gegen Südafrika sei. „Ich habe keinen Zweifel daran, daß die UdSSR Mosambik als eines ihrer Instrumente betrachtet, um ihre endgültigen Ziele in Südafrika zu erreichen“, sagte er. „In diesem Zusammenhang benutzt sie die Allianz zwischen dem ANC und der Südafrikanischen Kommunistischen Partei (SACP) als ihr Hauptinstrument.“ Deshalb könne Südafrika in seiner Bewegungs– und Aktionsfreiheit nicht durch Verträge behin dert werden, die durch Mosambik übertreten würden. Südafrika unterstützt schon seit Jahren die rechten Rebellen der mosambikanischen Widerstandsbewegung RENAMO, die mit grausamen Terrorangriffen gegen die Bevölkerung einen Zusammenbruch der Infrastruktur und eine schwere Hungerkrise verursacht haben. Mit der Eröffnung des neuen Flughafens bereite sich die südafrikanischen Streitkräfte auf ein noch stärkeres und deutlicheres Engagement in Mosambik vor. Malans Aussagen kommen ein Jahr, nachdem der damalige mosambikanische Präsident Samora Machel am 19. Oktober 1986 bei einem Flugzeugabsturz auf südafrikanischem Territorium ums Leben kam. Eine von der südafrikanischen Regierung einberufene Untersuchungskommission führte den Absturz auf Fehler der sowjetischen Crew des Flugzeuges zurück. Doch weder die So wjetunion noch Mosambik beteiligten sich an der Kommission und weigern sich, deren Befunde zu akzeptieren. Sie vermuten, daß das Flugzeug des Präsidenten von südafrikanischen Signalstellen absichtlich irregeleitet wurde. Eine von Mosambik angekündigte eigene Untersuchung des Absturzes hat bisher jedoch noch nicht stattgefunden. Ein Ende der Krise in Mosambik ist auch ein Jahr nach Machels Tod noch nicht abzusehen. Nach wie vor ist die Bevölkerung zum großen Teil von internationaler Hilfe abhängig. Doch es gibt erste Hoffnungssignale. Nach der Unabhängigkeit des Landes 1975 von der Kolonialmacht Portugal hatte die regierende Partei Frelimo eine strikte Kollektivierung der Wirtschaft, vor allem der Landwirtschaft, durchgeführt. Das hatte zu Unzufriedenheit in der Bevölkerung und Lebensmittelknappheit geführt. Machels als Pragmatiker bekannter Nachfolger Chissano hat die Lockerung der Kollektivierung fortgesetzt, so daß die Bauern ihre Produkte privat verkaufen können. Auf den Märkten sind wieder zahlreiche Produkte zu finden. Chissano trieb andererseits auch die Annäherung Mosambiks an den Westen voran, wobei seine langjährige diplomatische Erfahrung als Außenminister des Landes besonders nützlich war. Das führte dazu, daß Mosambik unter der Leitung des IWF seine Währung, den Metical, drastisch entwertete und gleichzeitig die Preise anhob. Mosambik ist noch immer eines der ärmsten Länder der Welt, mit einem jährlichen Pro–Kopf–Einkommen von etwa 120 US–Dollar. Wie alle Länder im südlichen Afrika wird Mosambik erst eine wirkliche Entwicklungschance haben, wenn es keine südafrikanische Destabilisierung mehr gibt. Auch Mosambik wartet auf die Abschaffung der Apartheid.