Langatmiger Vorspann

■ Ein Tanz-Performance-Intro und Musik mit Japan-Touch: Am Freitag spielte „Pachinko Fake“ im Modernes

Am Freitagabend spielte The Pachinko Fake im Modernes: Musik irgendwo zwischen Trash und Free-Rock. Gut besucht war das Modernste leider nicht, obwohl doch extra ein Date zwischen den Europameisterschaften ausgesucht worden war. Nachdem man grad‘ noch gedacht hatte: „Jetzt könnte es eigentlich losgehen“, erlosch das Licht, und auf der Bühne fing es an zu rumoren. Syn-Drums ließen vereinzelte Plätscherlaute los, und die Keyboards erschreckten die Stille mit Noise-und Crash-Effekten. Diese Töne verwoben sich langsam zu einem dichten Soundteppich, der das Tanz -Performance-Intro von Uwe Walter begleitete. In archaischen Bildern, mehr Pantomime als Tanz, entwickelte Walter Menschenwerdungsbilder. Auf Kisten hockend, warf er benzingetränkte Tücher in ein aufloderndes Feuer, empfand über den Flammen ein Reinigungsritual nach. Durch Chaos und Zerstörung aus der gebückten Haltung zum aufrechten Gang. Ein Turmbau, Kampf gegen „das“ Joch, schließlich greift er einen Stock - Waffe oder Werkzeug? Fast eine halbe Stunde dauerte dieses Tanz-Intro, zu lang für meinen Geschmack.

Dann gings aber zur Sache,

laut, schrill und noisig. Donnerndes Schlagzeug, schräge, verzerrte Gitarre, Soundgewaber vom Keyboard und dazu ein satter Baß. Gleich zu Anfang mein Lieblingsstück, „Jet Lag“, in dem Uwe Walter brüllend klassischen japanischen Gesang nachahmte. Rolf Kirschbaum an der Gitarre ließ sein Instrument rockig eine kurze Akkord-Folge ständig wiederholen, erreichte damit eine manische Monotonie. Dazu ein treibender Rhythmus von Bass (Stefan Walkau) und Schlagzeug (Matias Bauer). Dahinter Melodiefragmente der Keyboards (Haruo Togashi) und davor das Brüllen von Walter. Dann ein plötzlicher Break, die Gitarre bricht aus ihrer Monotonie und verzerrrt zu einem mitreißenden Metal-Trash -Solo, dann Übergang zu einer kurzen Hardrock-Passage, bevor das Stück mit einem zappaesken Soundwall zusammenbricht.

Die anderen Stücke bestehen aus einer wechselnden Collage dieser Klangelemente. Im Stück „Pachinko“ wird das anfängliche Klang-Chaos in einer fast elegischen Shakuhachi -Passage aufgelöst, die dann von Kirschbaums verzerrter Gitarre übertönt wird. Immer wieder tauchen in den Stücken monoton wiederholte Riff-Kürzel auf, der Spielweise afrikanischer Gitarristen nachempfungen. Dazu ein Heavy-Baß und ein hart rockendes, differenziertes Schlagzeug. Haruo Togashi an den Keyboards setzt darauf, darunter oder daneben kurze Melodie-Linien oder schrille Soundcluster. Togoshi hatte denn auch Gelegenheit zu einem kurzen, unbegleiteten Solo-Ausflug, den er zu einem witzigen Blues-Fake mit freien Ausbrüchen nutzte.

Wichtig für den Sound der Gruppe ist auch der Schlagzeuger Matias Bauer, der mit seinen Syn-Drum-Effekten und seiner differenzierten Spielweise verhindert, daß der rockige Grundrhythmus die vielschichtigen Elemente der Musik erschlägt. So waren denn auch alle überrascht, als es schon zu Ende sein sollte. Aber es gab noch zwei Zugabe-Stücke. „Who's the fool“ mit (diesmal) unüberhörbarem Japan-Touch, auch durch den Gesang, in dem der Refrain immer wie „Fu -manshu“ klingt. Und zuletzt ein schönes Chaos-Stück. Mehr davon!

Arnaud