Auf Solidaritätstour

■ Angehörige von chilenischen Gefangenen berichten heute abend im Rathaus Schöneberg

Als der chilenische Diktator Pinochet vor zwei Jahren nur knapp einem Anschlag entging, wurden die Attentäter auch hierzulande in vielen Medien schnell zu Terroristen abgestempelt. Das moralische Verdikt wurde politisch begründet: Das Attentat habe Pinochet den Vorwand geliefert, den Belagerungszustand zu verhängen. Post festum läßt sich gut reden. Aber wenn das Attentat geglückt wäre, was dann? Politisch mag man das Attentat richtig oder falsch finden, eine moralische Verurteilung hingegen steht höchstens den chilenischen Angehörigen der 36.000 Personen zu, die Pinochets Diktatur ermordet hat.

Gegen etwa 70 Mitglieder der Untergrundorganisation „Patriotische Front Manuel Rodriguez“ (FPMR), der die Attentäter angehören, laufen in Chile zur Zeit vier große Prozesse. Eine Delegation von drei Chilenen, die sich zur Zeit auf einer Rundreise durch die BRD befindet, wird heute um 19.30Uhr auf einer öffentlichen Veranstaltung im Rathaus Schöneberg (Raum 0201) über diese Prozesse und die Situation der politischen Gefangenen der FPMR berichten. Mit Etelvina Bejas, Mutter von Hernan Arnaldo Bejas, der sich zum Attentat auf Pinochet bekannt hat, und von den Mauricio Arenas Bejas, der wegen anderer Delikte angeklagt ist, sind der Rechtsanwalt Juan Pavin Villar (Verteidiger von Hernan Arnaldo Bejas) und die Rechtsanwältin Veronica del Carmen Puente Saenz, Ehefrau von Victor Diaz, der sich ebenfalls zum Attentat bekannt hat, nach Berlin gekommen. Die Delegation will unter anderem auch das Projekt eines juristischen Büros für die politischen Gefangenen der SPMR vorstellen. Vorab sei schon das entsprechende Konto verraten: Bank für Gemeinwirtschaft, Hamburg, BLZ 20010111, Konto Nr.: 1385509501.

Thomas Schmid