Da war doch mal was? -betr.: "West-Berlins Polizei übt Stellungskrieg im Lenne-Dreieck", taz vom 22.6.88, S.1

betr.: „West-Berlins Polizei übt Stellungskrieg im Lenne -Dreieck“, taz vom 22.6.88, S. 1

Du lebst in Deutschland, mensch. Da brauchst du dir nur eine Uniform anzuziehen - und schon kannst du Steine, Gasraketen oder sonst etwas werfen, lustig drauflos prügeln, „Notwehr„Schüsse abgeben ... In Uniform bist du „der Staat“, der das Gewaltmonopol hat. Kein Gericht wird dich ernsthaft bestrafen. „Gewalt geht nämlich immer vom aufmüpfigen Bürger (sprich: aufrechte Demokraten) aus“. Sogar sitzen ist „Gewalt“ und wird gewaltig bestraft.

Nach einem solchen „Einsatz für Volk und Vaterland, bzw. der Sicherheit der(s)selben“ - mußt du dann laut die Menschenrechtsverletzungen im Ostblock verurteilen. Dann bist du ein anständiger Deutscher und jede Karriere steht dir offen.

Da war doch mal was? - Ach so, 1945 und die Hoffnung, nun wird alles anders. Sicher, in der Theorie. Die Umsetzung in die Praxis kommt nicht von selber. Das wäre undeutsch. Wer will schon undeutsch sein? Du und ich und viel? vielleicht, aber niemals die Mehrheit. Jetzt gilt nämlich die Demokratie: was die Mehrheit will, geschieht. Ausnahmen: wenn die Mehrheit keine Atomwaffen, keine Atom/Plutoniumwirtschaft, keine Giftküchen nicht sterben will... dann entscheiden die Politiker (oder besser: die Wirtschaft). Natürlich kannst du eine bessere Vorstellung davon haben, was Demokratie ist - nur, durchsetzen kannst du nichts, solange es noch zu wenige sind, die denken wie du.

Und jetzt? Mehr werden! Und wie? Das weiß ich auch nicht, es ist nämlich nicht ungefährlich siehe oben.

Oma