Wer verbrannte „Bei Mukka“?

■ Zwei Jahre nachdem das türkisches Lokal in Flammen aufging: Deutsche Eigentümer wurden entschädigt - türkische Pächter gingen leer aus

Vor gut zwei Jahren machte es Schlagzeilen: das türkische Lokal „Bei Mukka“ an der Ecke Faulenstraße/Ölmühlenstraße. Unbekannte hatten es angezündet. Es brannte völlig aus, zwei Männer in einem über dem Restaurant gelegenen Hotelzimmer kamen knapp mit dem Leben davon. Am Tatort fand die Polizei einen halbvollen Benzinkanister. Benzin sei auf dem Boden des Gastraums und im Treppenhaus ausgegossen und dann angesteckt worden, ermittelte die Polizei.

Wer es war, darum ging es nicht am Freitag vor dem Bremer Landgericht. Auch nicht, wer den Schaden bezahlt, denn die Feuerversicherung hatte sich schließlich bereitgefunden, die beiden deutschen Eigentümer des Hauses zu entschädigen. Denn die Suche nach dem Brandstifter war ergebnislos geblieben. Unentschä

digt blieben allein die beiden Türken, die das Lokal betrieben hatten. Einer der beiden, von Beruf Tischler, hatte nach eigenen Aussagen viel Geld und Arbeit in die Einrichtung des Lokals gesteckt. Die Entschädigung, mit der die Versicherung diese Werte abgegolten hatte, blieb bei den deutschen Eigentümern hängen. Noch mehr Pech hatte sein Partner: Er war mit 16.000 Mark in das Geschäft eingestiegen - einen Monat ehe das Lokal in Flammen aufging und verlangte nun sein Geld von den Eigentümern zurück. Wie wenig Erfolg er damit haben wird, das wird Richter Dierk Held ihm erst bei der Urteilsverkündung in 14 Tagen sagen. Aber am vergangenen Freitag machte er ihm schon klar, daß er seine Hoffnungen begraben müsse.

Das Restaurant und Hotel „Bei Mukka“ scheint unter türkischer

Regie nicht gerade eine Goldgrube gewesen zu sein. 16.000 Mark Mietschulden hatte der Pächter Kemal E. auflaufen lassen, und die Eigentümer, zwei junge, smarte „Kaufleute“, hätten ihn vor die Tür gesetzt, wenn ihm nicht rechtzeitig sein Landsmann Izzettin A. über den Weg gelaufen wäre. Der war gerade arbeitslos, hatte aber etwas Geld auf der hohen Kante. Für just 16.000 Mark stieg Izzettin A. in das „Bei Mukka“ ein. Dafür sollte ihm das Inventar gehören, vereinbarten die beiden per Handschlag, und die Gewinne das Lokals sollten unter den beiden „fifty-fifty“ aufgeteilt werden.

Kemal E. reichte den Einstand seines neuen Partners sogleich an die Eigentümer weiter, und Izzettin A. stieg in den Mietvertrag ein. Nur Gewinne, die die beiden teilen wollten, warf das Lokal we

gen der baldigen Feuersbrunst nicht ab.

Mehr als ein Jahr dauerte die Wiederherstellung des Lokals. Izzettin A. habe danach in den Pachtvertrag wieder einsteigen wollen, sagte er gestern, aber die Eigentümer hätten nicht gewollt. Inzwischen ist das Lokal anderweitig vermietet.

Mit 7.500 Mark wollten die beiden Eigentümer den Streit gestern beilegen - eigentlich ohne Grund, denn der Richter ist entschlossen, Issettin A.'s Forderung abzulehnen. Er solle sich lieber an seinen türkischen Partner halten als an die Eigentümer. Denn die 16.000 Mark, die der immer noch arbeitslose Türke damals verlor, seien nur scheinbar sein Geschäftsanteil gewesen. Tatsächlich habe er mit dem Mietvertrag auch die Schulden seines Partners übernommen.

mw