„Ein argumentatives Waterloo“

■ Der Bremer Physiker Gerald Kirchner zur ersten Woche des WAA-Erörterungs-Termins

taz: Bevor Du am vergangenen Sonntag zur Wackersdorf -Erörterung nach Neunburg gefahren bist, hast Du gesagt, daß die juristischen Aspekte dieses Termins uninteressant wären. Jetzt ist in der ersten Woche aber - auch von den Bürgerinitiativen - in erster Linie Juristerei betrieben worden. Gibt es da einen Widerspruch zwischen Ziel und Strategie?

Gerald Kirchner: Ja, ich denke das hat zwei Hintergründe: Die Behörden-Vertreter, die diesen Termin leiten müssen, haben sich sehr viel ungeschickter angestellt, als ich es erwartet hatte. Sie haben durch ungezielte Äußerungen Unmut produziert, sie haben bewußt die kleinste Halle mit der schlechtesten Verkehrsanbindung, die es in der Region gibt, ausgesucht.

Der zweite Hintergrund ist, daß Wackersdorf politisch ein so wichtiges Thema geworden ist, daß auch Gruppierungen vertreten sind, die nicht oder nur eingeschränkt bereit sind, mit der Bürgerinitiative zusammenzuarbeiten.

Wer zum Beispiel?

Zum Beispiel ein Rechtsanwalt, der die österreichische Umweltministerin vertritt.

Wo unterscheiden sich die Interessen?

Die Bürgerinitiativen haben die fünfjährige Erfahrung aus dem Genehmigungsverfahren. Sie können die langjährige Zusammenarbeit zwischen Behörden und Betreibern der WAA nachweisen, und sie haben die entsprechenden technischen Sachverständigen, die seit Jahren mit der Materie vertraut sind. Das hat z.B. der Rechtsanwalt, der die österreichische Umweltministerin vertritt, nicht. Er ist deshalb darauf angewiesen, sich auf juristischem Feld zu bewegen. In dem Moment, in dem es um die politisch entscheidenden technischen Sachfragen geht, kann er nicht mehr mitreden.

Und so hat sich in der ersten Woche die politische Show gegen den technischen Sachverstand durchgesetzt?

Ja, das liegt auch daran, daß die Bürgerinitiative sehr lange versucht hat, mit den verschiedenen Gruppierungen eine Art Übereinkommen zu schließen. Leider haben sich dann aber manche Gruppierungen stärker durchgesetzt, als es vorher besprochen war. Erst am Freitag gab es Absprachen, jetzt stringent inhaltlich zur Sache zu argumentieren.

Und dann kommt Ihr zum Zug?

Schon am Freitag sind Grundwasserfragen behandelt worden, die eine sehr große Rolle spielen, weil die WAA direkt über einem Trinkwasserschutzgebiet gebaut werden soll. Dort hat sich gezeigt, daß die DWK, wenn es um inhaltliche Fragen geht, ganz schlecht aussieht. In den regionalen Zeitungen ist dieser Tag so kommentiert worden, daß sich ein inhaltliches argumentatives Waterloo für die DWK anbahnt.

Fragen: Dirk Asendorpf