G L O T Z E N D U N K E L

Geradezu weitblickend endet der jüngste Polizeibericht. Es geht um einen Verkehrsunfall, der sich am Donnerstag abend in Charlottenburg ereignete. Der „nicht mehr ganz nüchterne“ 41jährige „Soundso“ fuhr mit seinem Wagen frontal gegen einen Postverteilungskasten. „Es bumste so heftig“, daß überall in Siemenstadt die Glotzen ausgingen. 10.000 Haushalte sollen betroffen gewesen sein, manche mußten gar bis zum nächsten Vormittag aufs Fernsehen verzichten.

Einer der hellen Berliner Taxifahrer, die sich zuweilen schon mal gern als Hilfssheriffs betätigen, heftete sich an die Ölspur, die der flüchtende Programmkiller hinterließ, und stoppte ihn am Fürstenbrunner Weg - geschnappt Führerschein futsch. Der Autor des Polizeiberichts aber wagt einen Blick in die Zukunft.

Er rechnet für den Bereich Siemenstadt mit demographischen Nachwirkungen des Unfalls: „Wenn es stimmt“, so der Polizeiberichterstatter, „daß der überraschende Ausfall von Fernsehprogrammen bei vielen Leuten tatsächlich teilweise auch schon vergessene Aktivitäten zu neuem Leben erweckt, dann kann man noch mit 'Spätfolgen‘ dieses Verkehrsunfalls rechnen.“

WvB