JU: Nun erst recht!

■ Junge Union will nicht auf die geplante Reise nach Südafrika verzichten / Die taz ist schuld

Die Junge Union wird auf „alle Fälle“ auf Einladung des Botha-Regimes nach Südafrika reisen. Und schuld daran ist die taz. Mit ihrer kritischen Berichterstattung hat sie die JU geradezu zum Handeln gezwungen. Das meint zumindest der stellvertretende Landesvorsitzende der JU, Torsten Thaler, in einem Brief an die „taz-Ideologen“. Für einen politischen Verband sei es eine Selbstverständlichkeit, sich die unmittelbare Information am Ort des Geschehens zu holen. Und diesen Grundsatz solle sich auch die taz mit ihrer Berichterstattung über die JU hinter die Ohren schreiben, anstatt die Kritiken von AL und Jusos abzudrucken. (Sollte das etwa eine versteckte Einladung der JU an die taz sein, mit ihr nach Südafrika zu reisen, um vor Ort zu sehen, was die jungen CDU-Nachwüchsler vom Botha-Regime alles bezahlt bekommen?)

„Gleichgültig, ob die Reise innerhalb der Jungen Union Berlin umstritten ist oder nicht, und selbst dann, wenn Sie eine taz-Sonderausgabe herausbrächten, die Junge Union wird in jedem Fall nach Südafrika reisen!“, schreibt uns Thorsten Thaler. Jede andere Antwort sei „ein Sieg der ideologischen Dummheit einiger Journalisten im Verbund mit Jusos und AL über die Vernunft und den Verstand der überwiegenden Mehrheit in der Jungen Union Berlin.“

Ein Sieg über den Verstand der Mehrheit der JU - als Herausforderung an die taz? Zumindest ist es eine aufwendige und besonders zur Urlaubszeit auch noch langwierige Recherchearbeit, den Verstand der JU überhaupt zu finden. Bislang hat er sich bloß im Reformerflügel der Kreisverbände Kreuzberg, Wilmersdorf, Zehlendorf und Steglitz gezeigt, die gestern noch einmal versicherten, daß sie entschieden gegen die Reise der vier JU-Mitglieder sind. Aber der Reformerflügel macht im des Landesverbandes eben nur ein gutes Drittel aus. Einen ideologischen Kampf mit der JU würde die taz nicht scheuen, wenn Thaler sich mit diesem Brief nicht selbst disqualifiziert hätte. So zitiert er, ganz gelehrt, Immanuel Kant: „Der Mangel an Urteilskraft ist eigentlich das, was man Dummheit nennt, und einem solchen Gebrechen ist gar nicht abzuhelfen!“ - Wie wahr!

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