„Ein Quadrat, wie Sie sehen“

■ Lobendes für Kunst, Herrn Kleinwefers und die „Synergie“ zwischen ihnen

Weniger um die Skulpturen ging es gestern in der Ausstellungseröffnung Stahlskulpture/Steel-Sculpture, als darum, wie glänzend sich Industrie und Kunst „synergieren“. Das erwartete Publikum war zahlreich erschienen. Schließlich findet sich die Wirtschaft selten genug bereit, ein Kunstprojekt in einer Größenordnung zu sponsern, wie es das Krefelder Maschinen- und Anlagenbauunternehmen „Kleinwefers“ getan hat.

Als reines „Mäzenatentum“, wie es Dr. Dr. Rudolf Blaum, seines Zeichens Kunstvereinsvorsitzender, zu umschreiben suchte, wollte Mäzen Jan Kleinwefers von der„Kleinwefers -Anlagenbau“ seine Aktion aber nicht verstanden wissen. Er sah das Ganze mehr als „Pionierveranstaltung“. Die „Synergie von Industrie und Kunst“ liege ihm am Herzen, denn: Wirtschaftsführern wäre ohnehin ein großes Maß kultureller Qualitäten zu eigen. Seine Aussage zu bekräftigen, verlas er ein mindestens fünfminütiges FAZ-Zitat, das weder Horkheimer, Adorno, Schiller noch Schopenhauer unerwähnt ließ, um die „Wirtschaft als Partner der Kunst“ in den schillerndsten Farben erscheinen zu lassen. Rauschender Applaus. Direktor Salzmann dankte seinem Vorredner für die“ Bekenntnisse eines Unternehmers“. „Klatsch'klatsch“.

Nach einem geschichtlichen Rückblick, in dem diese Art der Kunstförderung als keineswegs neu und pionierhaft entlarvt wurde, sprach er von einer Zeit, in der „Farben und Formen den Stempel menschlichen Geistes trugen“, was in ziemlich deutlichem Kontrast zu seinem himmel-babyblau gestreiften großformatigen Schlips stand. Im Laufe seiner schier unendlichen Rede wird dann auch deutlich, warum er den anschließenden Imbiß gleich zu Anfang ankündigt. Ein Zitat aus einer „linken Kunstzeitschrift“, in dem eine Verschmelzung von Kunst und Wirtschaft als nicht so rühmlich bezeichnet wird, ruft allgemeines „tzz tzz tzz“ hervor. So war das auch gedacht gewesen.

Schließlich schlendern die Herrschaften ins Freie, um unter fachmännischer Führung die Objekte der großen Worte zu bestaunen, als auf die Minute genau ein Sturzregen auf sie niederschlägt. Tapfer ziehen nun etwa dreißig Kunstliebhaber, wovon mindestens die Hälfte zu den Organisatoren gehören von Blech zu Blech. „Ein Quadrat'wie Sie sehen...“

K. Dreyer