BVG will kein Geld

■ Vom gescheiterten Versuch, eine Wertmarke zu kaufen

Dienstag morgen, acht Uhr. Nach zwei Wochen Urlaub der Start ins Berliner Alltagsleben. Es geht Richtung Arbeit. Die BVG wird's schon richten. Für zwei Wochen August lohnt sich die Wertmarke der Monatskarte durchaus noch.

Also rin in die Röhre. Und ab zum Kassenhäuschen. Die Rollos sind runter. Keiner da. Woher nun die Wertmarke nehmen? Der Farkartenautomat spuckt bloß Einzelfahrscheine aus.

Dann erst mal Richtung Herrmannplatz. Hier ist, neben Tegel, die Kartenstelle für Zuspätgekommene. Die BVG -Bürokratie will das so.

Hinter der Glasscheibe der Verkaufsstelle thront im Halbdunkel eine Verkäuferin. „Einmal Azubi bitte, Gesamtnetz August“, sage ich und schiebe einen 50-Mark-Schein unter der Scheibe her. „Gibt's nicht. Kriegen Sie erst ab 11 Uhr“, bellt mich die Verkäuferin an. „Aber hier ist doch die Kartenstelle.“ „Nee, die ist nebenan.“ Basta. Die Frau dreht sich weg.

Neuer Versuch. Die finanzschwache BVG soll ja durchaus zu ihrem Geld kommen. Auch wenn sie partout nicht will. Am Automaten um die Ecke entdecke ich die Taste für Wertmarken. Na endlich. Aber das gute Ding läßt sich nur mit 20-Mark -Scheinen füttern.

Zurück zum Kassenhäuschen. Die zweite U-Bahn Richtung Paracelsus-Bad ist vorbeigerauscht. „Daß 20 Meter weiter ein Automat mit Wertmarken steht, hätten Sie mir aber sagen können.“ Schweigen und böser Blick. „Dann wechseln Sie mir bitte den 50-Mark-Schein, damit ich mir dort eine Wertmarke ziehen kann.“ „Unser Kleingeld brauchen wir für den Fahrscheinverkauf.“ „Ja, ich will doch einen.“ „Tut mir leid, da können wir nichts machen“, tönt es grob aus dem Kasten. Auch der Mann am Nebenschalter winkt müde ab.

Ja, leckt's mich doch. Da hilft nur schwarzfahren, um als Zeitkartenbesitzer nicht doppelt und dreifach zu löhnen. Bei dem starken Arbeitseifer der BVGler ist wohl kaum mit Kontrollen zu rechnen.

Holger Brandenbusch