Kongreßboykott

■ Landesfrauenrat empfiehlt Boykott des vom Senat geplanten Kongresses „Frauen und Wirtschaft“

Nach den SPD-Frauen hat jetzt auch der als gemäßigt geltende Landesfrauenrat harte Kritik an dem vom Senat geplanten Bundeskongreß „Frauen und Wirtschaft in den neunziger Jahren“ geübt und sogar den Boykott empfohlen. Der Landesfrauenrat ist die Dachorganisation von 32 Berliner Frauenverbänden. Mit über 500 DM werde ein Eintrittsgeld verlangt, das über dem Sozialhilfesatz liege und dem monatlichen Kostengeld vieler Familien entspreche. Der Landesfrauenrat sehe darin ein „dreistes Selektionsprinzip“, das sehr viele Berlinerinnen bewußt diskriminiere.

Wie berichtet, soll der Bundeskongreß Anfang November im Reichstag stattfinden und laut Programm durchaus alle Frauen ansprechen.

In einer Pressemitteilung wies die Senatorin für Jugend und Familie, Schmalz-Jacobsen (FDP), die Kritik zurück. Wirtschaftspolitische Tagungen und Kongresse wären lange genug Männerdomänen, es sei an der Zeit, ökonomische und frauenpolitische Fragestellungen miteinander zu verbinden. Während bei anderen Kongressen viel höhere Kostenbeiträge vorgesehen seien, sollte nun offensichtlich nur der „Nulltarif“ erlaubt sein. Eine solche Beschränkung, so Schmalz-Jacobsen, wäre aber ein „Armutszeugnis für die Berliner Frauenpolitik“. Für Frauenprojekte und -Vereinigungen sei im übrigen ein großes Kontingent an Freikarten reserviert.

bim