„Wir waren halt jut druff“

■ Amtsbeleidigung, Körperverletzung an mehreren Polizisten und Widerstand gegen die Staatsgewalt: Box-Weltmeister Rocchigiani muß 20.000 Mark Strafe zahlen, Bruder Ralf kam mit 6.000 Mark davon

Graziano Rocchigiani, der Box-Weltmeister im Super -Mittelgewicht, ging vor dem Kadi nicht knockout, verlor jedoch nach Punkten. Zwar wurde sein Verfahren vor dem Schöffengericht, wegen Amtsbeleidigung und Körperverletzung an mehreren Polizisten und Widerstand gegen die Staatsgewalt gestern wegen geringer Schuld eingestellt, gleichzeitig aber erging an ihn eine Geldbuße in Höhe von 20.000 Mark - zu zahlen an eine gemeinnützige Stiftung.

Auch Grazianos Bruder Ralf, ebenfalls ein Boxprofi, wurde wegen des gleichen Vergehens eine Buße aufgebrummt: Er muß 6.000 Mark blechen.

Der Abend, der die Gebrüder Rocchigiani über 30.000 Mark kosten wird, ereignete sich am 22.Dezember vergangenen Jahres. Nach einer feuchtfröhlichen Weihnachtsfeier (Graziano: „Da jab es Bier und Sekt bis unter die Decke. Wir waren halt jut druff“) wollten die Boxer mit einer Freundin noch in eine Diskothek am Kudamm fahren.

Den ersten Streit gab es dann mit einem Taxifahrer. Nach einem Wortwechsel, dessen Einzelheiten vor Gericht nicht mehr nachzuvollziehen waren (ein Anwalt: „Herr Zeuge, was bedeutet für sie Mutter-Ficker?“), trat Graziano zweimal gegen die Taxi-Tür. Schaden: 3.000 Mark, die inzwischen beglichen wurden. Daraufhin holte der Fahrer die Polizei, während der Box-Weltmeister in der Disko verschwand. Als der eine halbe Stunde später das Etablissement verlassen wollte, stellten ihn Beamte in Zivil zur Rede. Die Folge: Graziano wollte flüchten, wurde jedoch sofort von mehreren Polizisten eingekreist. Was dann geschah, wird auch weiterhin im Dunkeln bleiben.

Sicher ist nur, daß im Verlauf der Auseinandersetzung ein Polizist einem Kollegen Tränengas ins Gesicht sprühte, zwei andere Staatsschützer Prellungen und Verstauchungen zugefügt bekamen, Ralf Rocchigiani eine dicke Lippe davontrug und dessen Freundin einen Schlag ins Gesicht bekam. Schließlich wurden die Rocchigianis in Handschellen abtransportiert.

Beide Boxer sagten vor Gericht aus, sie seien im alkoholisierten Zustand provoziert worden und könnten sich kaum an die Vorfälle erinnern.

Ralf Rocchigiani: „Daß ich einen Polizisten geschlagen haben soll, kann eigentlich nicht sein. Denn normalerweise mach ich es dann richtig. Da kommt niemand nur mit einer Prellung weg.“

Der Richter sagte bei der Urteilsverkündung, beide Boxer müßten sich bewußt machen, daß ihre Fäuste Waffen seien, und ermahnte sie eindringlich, sich durch solche Situationen nicht die „Zukunft zu versauen“.

Hosch