Frau Pfeiffer kommt gut

■ „Die Mafiosi-Braut“ von Jonathan Demme mit Michelle Pfeiffer ist besser als ihre Werbung / Kino a la Truffaut : Schöne Frauen interessante Sachen machen lassen

Schon der deutsche Titel schreckt ab, (tatsächlich heißt der Film viel schöner „Married to the Mob“,) die Plakate sehen eklig aus und die Spots im Radio sind auch eher Antiwerbung. Das einzige, was einen halbwegs anspruchsvollen Kinogänger dazu verleiten könnte, für diesen Film ins Bahnhofsviertelkino zu gehen, ist der Regisseur Jonathan Demme, der in den letzten Jahren nur gute Filme gedreht hat: „Stop Making Sense“, „Melvin und Howard“ und zuletzt „Die Gefährliche Freundin“ gehörten zu den Filmen aus Hollywood, die intelligent unterhaltsam waren, denen man die Handschrift des Handwerkers noch anmerkte, die nicht nur als auf Hochglanz poliertes

Fastfood aus der Filmfabrik geliefert wurden.

Sein neuer Film ist eine Farce über die Frau eines Mafioso, die nach dessen vorzeitigem Ableben (das man in diesen Kreisen wohl als natürlichen Tod bezeichnen könnte,) alles versucht, um aus den großkotzig - klebrigen Verhältnisssen herauszukommen, weg von den tratschenden Ehefrauen mit fürchterlichen Frisuren und dem big boss des Mobs, der erst ihren Mann erschoß, und jetzt dessen Stelle einnehmen will. Die Gangster und die Bullen wirken wie Comicfiguren, die Verfolgungen, Verkleidungen und das ganze PengPengPeng ist so übertrieben, daß nur die komische Wirkung bleibt. Wie Huston

in „Die Ehre der Prizzis“ macht sich Demme über das organisierte Verbrechen und die Cops lustig.

Die einzige Figur, die ernstgenommen wird, ist die Heldin Angela. Und hier zeigt sich eine Tendenz bei Demme, die schon bei der „Gefährlichen Freundin“ zu erkennen war: hatte er dort Melanie Griffith in der besten Rolle so verführerisch wie selbstbewußt in Scene gesetzt, so hier Michelle Pfeiffer. Er ist heute wohl der amerikanische Regisseur, der mit der Kamera am meisten aus einer Frau machen kann und Truffauts Satz zu beherzigen scheint: „Kino schöne Frauen interessante Sachen machen lassen“.

Im Laufe des Films kann Michelle Pfeiffer den Zuschauer so

immer mehr verführen. Dabei war sie in ihren früheren Rollen immer schön aber auch uninteressant gewesen. Von den drei „Hexen von Eastwick“ war sie die flachste, und das ist nicht etwa im fleischlichen Sinne. Auch im ersten Teil des Film ist sie - ewig kaugummikauende Hausfrau mit süßem Sohn und toupierten Haaren - so blaß und gelangweilt, daß man sich fragt: Spielt sie das so gut, oder ist sie nicht selber nur so eine amerikanische upper-class-Schnepfe („Die glaubt auch, ihre Scheiße stinkt nicht,“ keifen die anderen Mafiosigattinen, und zuerst kann man dem nur zustimmen). Aber so wie Angela sich verändert, wird auch Frau Pfeiffer im Laufe des Films immer lebendiger, zwar auch unsicher und hektisch, aber auf jeden Fall schöner. Und so kann sie sich in der Mitte des Films erlauben, albern wie ein Backfisch die Augen zu verdrehen. Danach ist jede Schauspielerin entweder erledigt, oder sie hat den Zuschauer für den Rest des Films fest am Gängelband, und er folgt ihr durch die hanebüchensten Verwicklungen bis zum Happyend, bei dem sie dem netten, jungen FBI-Agenten im wahrsten Sinne erst einmal den Kopf wäscht, bevor sie seine stinknormale Hausfrau wird.

Irgendwie haben Michelle Pfeiffer und Jonathan Demme es geschafft: Sie haben aus einer nicht gerade originellen Geschichte, bei der alles nach Durchschnitt roch, einen witzigen, durch und durch angenehm anzusehenden Film gemacht.

Wilfried Hippen

City 2. 15.15, 17.45, 20.15 Uhr