K O M M E N T A R Kriegsgewinnler

■ Die Polizei war in der Silvester-Nacht auf Beute aus

Sichtbar präsent und doch ein wenig zurückhaltend war die feine Bremer Art, in der die Polizei am Silvester-Abend die Schaufenster am Ostertorsteinweg schützte. Nicht übersehbar die Mannschaftswagen, kaum übersehbar die aufgereiht stehenden jungen Männer im Ordner-Zivil, die sich gar nicht recht freuen konnten - ihre Feier fiel aus, weil im Vorjahr die Knallerei am Sielwall zur Plünderung ausgenutzt worden war.

Im Polizeibericht steht, „friedlich“ sei die Feier der ca. 400 Personen verlaufen. Unter diesen Umständen ist nur die Wortwahl verwunderlich. Warum mußten dennoch 30 Leute stundenlang in der Polizeistelle gehalten werden? Falls es zu einem Prozeß kommen sollte, wird die Staatsanwaltschaft Mühe haben, den an einem Polizeiwagen entstandenen Schaden ins Verhältnis zu 30 Verhaftungen zu setzen. Woher kam das Engagement, mit dem beliebige Personen durch die Büsche der Wallanlagen verfolgt wurden? Daß eine Polizei dann erfolgreich ist, wenn sie nicht einzugreifen braucht, steht in Lehrbüchern. In der dreckigen Altagspraxis der Silvester -Nacht wollte die Polizeiführung ihre gefrusteten Leute, die nur rumgestanden hatten, nicht ohne Beute heimgehen lassen.

Klaus Wolschner