Ohrenbetäubende Langeweile

■ „The Name“ am Freitag im „Modernes“: Ein Rückfall in Zeiten des krachenden, dilettantisch abgemischten, miesen Sounds, und in dem klang alles gleich

Frust gab es für manche schon im Foyer: Eine Gang von weit Angereisten hatte nicht mitbekommen, daß der Support -Act von Pink Turns Blue schon vor einiger Zeit abgeblasen worden war. Die Enttäuschung war verständlich: Das Kölner Trio und sein gitarrenharter Wave mit Düster -Touch gehört zum Spannendesten, was die deutsche Szene derzeit zu bieten hat.

Ähnliches war aus London angekündigt. Die Rockwelle des Bremer Senders hatte mit einem ihrer inzwischen schon berüchtigten Jingles die Promotion über

nommen und die Erwartungen kräftig hochgeschraubt. „Vielleicht die neue Band aus London“, hatte uns der begeisterungsfähige Burkhard Rausch da verheißen, und das konnte eigentlich nichts Gutes bedeuten.

Rund dreihundert mögen es gewesen sein, die sich, von wem auch immer, ins Modernes hatten locken lassen. So manche von ihnen verließen das Konzert vorzeitig, und das wohl vorwiegend aus einem Grund: Es war zu laut. Der Sound war ein Rückfall in Zeiten, die das Modernes eigentlich überwunden hatte; krachend, dilettantisch abgemischt und bar jeder Transparenz. Was an Phon zu viel war, wurde an Licht eingespart. Auf der Bühne war es zeitweise so dunkel wie bei den musikalischen Kellerkindern der sechziger Jahre.

„Contemporary Rockmusic“ sei es, was sie machen, hatte Sänger Mark Strobel vor dem Konzert im Interview mit Radio Bremen 4 gesagt, und deshalb sei es ganz logisch, daß sie oft so klingen würden wie U 2 oder die Simple Minds. Jim Kerr und The Edge mag solche Heiligsprechung freuen als Konzertbesucher konnte man sich jedoch des Eindrucks nicht erwehren, daß die Äußerung vor allem verschleiern sollte, daß es der Ehrgeiz der fünf von The Name ist, ihre Vorbilder möglichst perfekt zu kopieren. Bis in Stimmführung und Posen

hinein lehnte sich der Sänger an Simple Minds' Jim Kerr, und der U 2-Gitarrero gilt eh längst als Erfinder einer neuen Spieltechnik, an der auch Steve Crittall am Freitag nicht vorbeikam. Trotzdem ließ er mit fast schmerzhaften, langgezogenen Schrill-Akkorden und wüsten Ausbrüchen als einziger eigene Handschrift erkennen.

Mit stets gleichhohem Druck trieben die fünf ihre Musik nach vorne. Die harte Gangart wurde kaum durch Ruhephasen unterbrochen, die Stücke waren kurz, schnell, schnörkellos, mit hohem Anteil an Pathos, geradeheraus auf den Punkt gebracht. Kanten und Brechungen gab es nicht, das ewiggleiche straighte Timing ließ im miesen Sound alles gleich klingen. Da man von den bereits erwähnten Größen des Genres alles schon irgendwie kannte, war - abgesehen von den Härtekids vor der Bühne - Langeweile und Ohrenschmerz die Devise des Abends. Ich weiß nicht, warum Pink Turns Blue nicht aufgetreten sind, aber ich verwette meine Ohrenstöpsel: Die drei Kölner hätten die fünf aus London an die Wand gespielt.

Rainer Köster