„Der Senat soll weg. Also AL/SPD“

■ Interview mit Rechtsanwalt Erhart Körting, SPD-Linker, ab März SPD-Abgeordneter, zuvor Kreisvorsitzender in Charlottenburg und Mitglied im Landesvorstand

taz: Eine Ablösung des Senats läßt sich nur mit der AL bewerkstelligen. Wird sich die Linke in der SPD für ein rot -grünes Bündnis stark machen?

Erhart Körting: Das ist nicht eine Frage von rechts und links innerhalb der SPD. Es spricht fast alles gegen eine Große Koalition. Das, was wir an Politikverdrossenheit haben, würde durch eine solche Große Koalition noch multipliziert. Wer ein Interesse an der Aufrechterhaltung der Demokratie hat, darf nicht für die Große Koalition sein. Trotzdem wird man mit der CDU reden müssen. Tendenziell würde ich aber ein Zusammengehen mit der AL für richtiger und dem Wählerauftrag gemäßer halten.

Wie können Sie sich ein Zusammengehen mit der AL vorstellen?

Natürlich müßte die AL über einige Schatten springen. Genauso wie bei uns etliche über ihren Schatten springen müßten, um mit der AL eine Regierung oder einen Senat zu bilden, der von der Al toleriert wird. Das letztere wäre ja eine denkbare Alternative, die ich allerdings für schlecht halte.

Ich bin schon der Meinung, man sollte ein stabiles Bündnis versuchen, so oder so.

Über welche Schatten müßte die AL springen?

Bei der Gewaltfrage sehe ich eigentlich kein Problem, weil ich die AL so verstanden habe, daß sie sie so wie die Sozialdemokratie beantworten wird. Einer der Schatten ist sicher die Präsenz der Alliierten und die Zugehörigkeit zum Bund. Ich sehe aber in dem, was die AL im letzten halben Jahr erklärt hat, Signale für einen Konsens.

Bei den Fragen an die CDU, z.B. kommunales Wahlrecht für Ausländer, können wir im Grunde heute schon sehen, daß das nicht zusammengeht.

Ist ein rot-grünes Bündnis innerhalb der SPD jetzt tatsächlich durchsetzbar?

Ich glaube, daß alle in der SPD nüchtern genug sind, die Lage so zu nehmen, wie sie ist. Spielt man die möglichen Varianten durch, Neuwahlen, Große Koalition, Tolerierung, da bleibt eigentlich nur ein rot-grünes Bündnis. Das wird wirklich sehr nüchtern quer durch alle Gruppierungen so gesehen. Viele haben das zwar nicht gewollt in der SPD, aber sie kommen nicht drumherum, auch darüber nachzudenken.

Das Wahlergebnis bedeutet schlicht, dieser Senat soll weg. Und wenn das nur über eine rot-grüne Koalition geht, so ist das eben die Konsequenz.

Wann ist von der SPD eine klare Entscheidung zu erwarten?

Nach dem Wahlergebnis sollte man nicht in falsche Hektik fallen. Zwei, drei Wochen sollte man sich Zeit nehmen, um das mit den anderen Parteien auszudiskutieren und zu einer Lösung zu kommen, die wirklich hält.

Interview: bim