Schule aus Versehen

■ Niedersachsens Kultusminister ließ Frist verstreichen und bekommt nun ungewollte Gesamtschule in Stadthagen

Um eine beantragte Gesamtschule in Stadthagen im niedersächsischen Landkreis Schaumburg bahnt sich eine bundesweit bisher beispiellose Groteske an. Niedersachsens Kultusministerium und Bezirksregierung ließen Mitte März eine Drei-Monats-Frist verstreichen, ohne auf den Antrag auf Errichtung einer Integrierten Gesamtschule in Stadthagen zu antworten. Damit sei die IGS genehmigt, sagt Oberkreisdirektor Hans-Heinrich Eckmann (SPD) und verweist auf die niedersächsische Landkreisordnung. Danach gilt nämlich eine Genehmigung „als erteilt, wenn nicht binnen drei Monaten entschieden worden ist“.

Kultusminister Horrmann (CDU) hat sich zwar immer noch nicht in Stadthagen gemeldet. Doch sein Haus wolle, so heißt es, auf jeden Fall Einspruch einle

gen, denn Bedarf und Elternwille für diese Gesamtschule sei nicht korrekt nachgewiesen worden. Die Schaumburger Kreistagsmehrheit von SPD, Grünen und FDP, die den IGS -Antrag auf den Weg gebracht hat, will sich einer „neuerlichen Verzögerung aus Hannover“ nicht beugen. „Die Sache muß dann gerichtlich geklärt werden“, kündigt SPD -Fraktionschef Foerstner an.

„Wenn hier nicht bald eine rechtliche Klärung seitens des Kultusministeriums erfolgt, wird sich der Landtag damit befassen“, sagt der SPD-Bildungsexperte Rolf Wernstedt und schmunzelt. „So was Groteskes hat es in der Bildungspolitik der Bundesrepublik noch nicht gegeben.“ Denn die IGS Schaumburg wäre die erste versehentlich genehmigte Gesamtschule.

Andreas Möser