354 Millionen Mark Schaden

■ Laut Statistik leichter Rückgang der Kriminalität in Berlin / Raub nimmt jedoch zu / Kein Sprengstoffanschlag / Landfriedensbruch um die Hälfte gesunken

Wie in fast allen Bundesländern ist auch in Berlin im vergangenen Jahr die Kriminalität leicht zurückgegangen jedenfalls statistisch. 1988 wurden in der Stadt 273.090 Straftaten registriert - 3,7 Prozent weniger als im Vorjahr. Berlin liegt im Großstadtvergleich an fünfter Stelle in der Bundesrepublik. Das geht aus der Kriminalitätsstatistik 1988 hervor, die gestern veröffentlicht wurde.

Insgesamt richteten Verbrecher 1988 einen Gesamtschaden von über 354,6 Millionen Mark an. Diebstahl schlug mit 189,5 Millionen Mark zu Buche. Wirtschaftskriminelle verursachten einen aufgedeckten Schaden von 87,8 Millionen Mark, Betrüger ergaunerten sich 79,3 Millionen Mark. Die Berliner Polizei ermittelte 84.914 Tatverdächtige, etwas mehr als im Vorjahr. Dabei überschritt zum ersten Mal der Anteil von Frauen die 26-Prozent-Marke.

Besonders die Zahl von Auto- und Automatenaufbrüchen und Wohnungseinbrüchen sei deutlich zurückgegangen. Auch die registrierte Rauschgiftkriminalität nahm um 435 Fälle auf 4.176 Straftaten ab und lag auf dem Niveau des Jahres 1986. Der Rückgang von Drogendelikten dokumentiere die „enormen Schwierigkeiten“ bei Ermittlungen der Polizei. Einzelhandel mit Drogen finde zunehmend konspirativ statt.

Mit insgesamt 2.582 Raubüberfällen und einer Steigerungsrate von 20,6 Prozent wurde der höchste Stand seit sieben Jahren registriert. Mit 14,4 Prozent stieg auch die Zahl von Vergewaltigungen deutlich an. Insgesamt wurden 1.651 Straftaten „gegen die sexuelle Selbstbestimmung“ angezeigt. Bei Umweltstraftaten hat sich inzwischen die Zahl der Anzeigen seit 1981 fast verdoppelt. Allein 1988 wurden mit 1.119 Fällen knapp 67 Prozent mehr Strafanzeigen aufgenommen als 1987. Die Aufklärungsquote der Straftaten lag 1988 bei 47,8 Prozent und damit knapp über dem Bundesdurchschnitt. Die höchsten Aufklärungsquoten sind bei Totschlag mit 93,1 Prozent, bei Mord 83,3 Prozent, bei Hehlerei 95,3 Prozent und bei den Rauschgiftdelikten mit 91,5 Prozent zu verzeichnen. Das organisierte Verbrechen in den „klassischen“ Sektoren Nachtleben und Drogen sowie in der Wirtschaft und im Umweltbereich ist weiter im Vormarsch. Politisch motivierte Straftaten gingen 1988 mit insgesamt 3.293 Ermittlungsverfahren um 14,9 Prozent zurück. Erstmals seit 1977 wurde kein Sprengstoffanschlag verübt. Dagegen stieg die Zahl von Brandanschlägen auf 83, von denen 41 während der Tagung von IWF/Weltbank verübt wurden. Die Zahl von Landfriedensbrüchen sank von 333 Fällen 1987 auf 163 Fälle.

dpa/taz