Wirtschaft: Peter Hacks "Schöne Wirtschaft. Ästhetisch-ökonomische Fragmente"

Peter Hacks hat ein Buch zur Kritischen Ökonomie der ästhetischen Produktion geschrieben. Er nennt es „Schöne Wirtschaft. Ästhetisch-ökonomische Fragmente“. Es sind kleine Anmerkungen, Beobachtungen. Etwa von dieser Art: „Vom Gesichtspunkt der Kunst ist ein schlechter Künstler einfach ein überflüssiger Künstler. Aber insofern die Künstler einen Stand bilden, Einrichtungen und Erzeugungsstätten betreiben, sich der Presse und den Ämtern verständlich machen und überhaupt im gesellschaftlichen Gerempel sich durchsetzen, gehört die Mehrheit der überflüssigen Künstler notwendig zu ihnen. Ein Berufsstand bedarf einer gewissen Behäbigkeit und sorgenfreien Breite.“ Hacks‘ Duktus repräsentiert hervorragend diesen Berufsstand. Seine besten Stellen gehen in seiner leutseligen Behäbigkeit unter. Zum Beispiel wenn er allen Ernstes zu behaupten scheint, in der DDR „erhält der einzelne Produzent... exakt... dasselbe Quantum Arbeit... zurück, das er ihr gibt.“ Vielleicht stimmt das für Peter Hacks. Für die große Mehrheit der DDR-Bevölkerung ist es einfach gelogen. Vielleicht hat Hacks es hierhin gesetzt, um die Leser mit der Nase rein zu stibben, daß sie nicht im Sozialismus leben, wenn man Marx Definition ernst nimmt. Gleich anschließend setzt er noch einen gröberen Keil drauf. Er zitiert Stalin: „Marx und Lenin sagen, daß der Unterschied zwischen qualifizierter und unqualifizierter Arbeit sogar im Sozialismus bestehen wird. Unsere Gleichmacher sind damit aber nicht einverstanden. Wer hat Recht: Marx und Lenin oder die Gleichmacher? Es ist wohl anzunehmen, daß Marx und Lenin Recht haben.“ Hacks‘ Kommentar: „Was einmal gut gesagt ist, dem soll man nichts hinzufügen.“ Das Stalin-Zitat ist tatsächlich gut gesagt. Aber anders als Hacks uns anzunehmen nahe legt. Es belegt hervorragend Stalins Katechismus-Stil, seinen Dogmatismus, seine Art, statt eines Arguments eine Autorität zu nennen. Daß Stalin selbst der massive Gegenbeweis dafür war, daß in seinem Reich nach der Qualifikation der Arbeit die Höhe der Entlohnung festgelegt wurde, vergißt Hacks. Eine einigermaßen merkwürdige Lektüre. Die Erörterungen über den Preis der künstlerischen Arbeit verläßt kurz danach die Pfade der Marxschen Werttheorie und Hacks erklärt: „Marx leugnet nicht das Monopol, will aber vom Monopol künstlerischer Arbeit nichts hören; das geht so nicht. Wahrscheinlich muß man zwischen einfacher, zusammengesetzter und ausgebildeter Arbeit einerseits und geschickter und einziger Arbeit andererseits unterscheiden. Für jene Formen der Arbeit gilt das Wertgesetz. Mit den letztern betreten wir die peinliche Welt, wo die Vulgärökonomen Recht haben.“

Peter Hacks, Schöne Wirtschaft. Ästhetisch-ökonomische Fragmente, Aufbau-Verlag, 138 Seiten, 13,80 DM