Panama: Turbulente Wahl mit zwei Siegern

■ Regierung und Opposition erklären sich zum Wahlsieger / Oppositionskandidat Endara spricht von Fälschung / Chaos in Wahllokalen / Internationale Beobachter bemerkten Unregelmäßigkeiten/ Opposition ruft zu Massenkundgebung auf

Panama (afp/dpa) - Nach den Präsidentschafts- und Parlamentswahlen in Panama haben Regierung wie Opposition den Sieg für sich beansprucht, ohne die Bekanntgabe des offiziellen Ergebnisses abzuwarten. Der vom eigentlichen Machthaber, Armeechef Manuel Antonio Noriega, gestützte Präsidentschaftskandidat der Koalition der Nationalen Befreiung (COLINA), Carlos Duque, rief sich am Sonntag abend unter Berufung auf ein privates Meinungsforschungsinstitut zum Gewinner aus. Oppositionsbewerber Guillermo Endara meldete wenig später einen Erdrutschsieg und warf der Regierung Wahlfälschung vor. Bei dem Urnengang stellten ausländische Beobachter zahlreiche Unregelmäßigkeiten fest, in vielen Stimmlokalen herrschte das Chaos. Das amtliche Endergebnis sollte gestern Abend bekanntgegeben werden. Außerdem hatte die Opposition zu einer Massenkundgebung gegen den angeblichen Wahlbetrug aufgerufen.

Das Meinungsforschungsinstitut Gallup Spanien, das im Auftrag regierungsnaher Medien im Laufe des Tages die Wähler an den Urnen nach ihrer Entscheidung befragte, sagte am Abend einen Sieg des Regierungskandidaten mit 50,9 Prozent vor der Opposition mit 44,7 Prozent voraus. Die Erhebung stützte sich auf die Befragung von 18.000 Wählern, das heißt 1,5 Prozent der WählerInnen in 110 Stimmlokalen. Auf diese Zahlen berief sich Duque, als er sich kurz nach der Veröffentlichung vor ausländischen Journalisten zum Sieger ausrief.

In der Nacht zum Montag legte die Opposition die Ergebnisse der Auszählung von 57 Wahllokalen der Hauptstadt und weiteren 55 Stimmbüros in der Provinz vor, nach denen ihr Kandidat Endara 75 Prozent der Stimmen gegen 23 Prozent für Duque gewonnen habe. In der Hauptstadt wollen die in der Zivilen Demokratischen Oppositionsallianz zusammengeschlossenen Gegner von Armeechef Noriega 78 Prozent erzielt haben, in den übrigen Landesteilen insgesamt 72 Prozent. Diese Zahlen entsprachen den im Laufe des Abends bekannt gewordenen Ergebnissen der ersten 22 ausgezählten Stimmbezirke in der Hauptstadt, wo ebenfalls mehr als drei Viertel der Stimmen auf die Opposition entfielen.

Bei der Wahl in Panama waren etwa 200 ausländische Beobachter zugegen, die meisten auf Einladung der Opposition. Die US-Regierung entsandte am Samstag eine Delegation von 14 Senatoren und Abgeordneten, die ohne Genehmigng der Behörden in Panama einreisten. Vier von ihnen gerieten am Sonntag in einem Wahllokal der Hauptstadt mit Regierungsanhängern aneinander, die sie unsanft ins Freie komplimentierten. Unter den ausländischen Zeugen waren auch die Bundestagsabgeordneten Irmer (FDP) und Scharrenbroich (CDU), die in einer ersten Stellungnahme den panamaischen Behörden „Wahlmanipulation“ vorwarfen. Der frühere US -Präsident Carter, der sozialistische spanische Parlamtarier Garcia und der konservative Oppositionsführer Clouthier sprachen hingegen von einem großen und ganzen fairen Wahlgang.

Nach Feststellungen der Beobachter und der Oppositon waren in vielen Stimmlokalen die Wählerlisten unvollständig oder wurden Bürger daran gehindert, ihre Stimme abzugeben. Zahlreiche Wahllokale öffneten mit zwei- bis fünfstündiger Verspätung, weil Stempel oder Unterlagen fehlten. Vielerorts drängten noch nach der offiziellen Schließung der Stimmbüros um 17Uhr lange Menschenschlangen an die Urnen.

In einigen Wahllokalen prügelten sich die Menschen um die Wählerlisten, um zu überprüfen, ob sie dort verzeichnet waren. Der Vorsitzende der Christdemokraten, Ricardo Arias Calderon, berichtete am Abend, Regierungsanhänger hätte in einigen Wahllokalen die Urnen gestohlen oder den Inhalt verbrannt. In vielen Fällen hätten Angehörige der Streitkräfte mehrfach abgestimmt, sagte er.