Neofaschistischer Aufstieg verlangsamt

■ Kommunalwahlen in Bozen / Rechte wieder stärkste Partei / Grüne legen erneut zu / Große Parteien müssen Stimmen an die Alternativen abgeben / Italiener wollen weiter Vormachtstellung

Rom (taz) - Es kommt, wieder einmal, auf den Bezugspunkt an: Bei den wegen Unregelmäßigkeit bei der Wahlzulassung wiederholten Kommunalwahlen in Bozen (rund 80.000 Wahlberechtigte) hat die neofaschistische Partei MSI/DN gegenüber den Wahlen vor vier Jahren um fünf Prozent zugenommen und kommt jetzt auf 27,1 Prozent. Gleichzeitig hat die Südtiroler Volkspartei, bis Mitte der achtziger Jahre wie selbstverständlich in ganz Südtirol mit absoluter Mehrheit ausgestattet, um ein Prozent auf 19,5 Prozent abgenommen. Die Christdemokraten, kommen nur noch auf 16,9 (gegenüber 18,4), die Kommunisten auf 8,4 (gegenüber 12,3) Prozent, die Sozialisten verlieren eineinhalb und haben jetzt nur noch 7,4 Prozent. Doch die Parteien vergleichen die Ergebnisse lieber mit denen der erst im letzten Herbst gewählten Regional- und Provinzvertretungen: Danach hat sich, vorerst, der Aufstieg der MSI/DN fast bis zum Stillstand verlangsamt (sie erreichten 26,7 Prozent in 1988).

Die Kommunisten verweisen darauf, daß sie gegenüber den Regionalwahlen erstmals wieder zulegen - 0,5 Prozent - und auch die Christdemokraten sehen ihren Niedergang bei solchem Vergleich nicht mehr so trist - er beträgt nur noch 0,3 Prozent. Nur die Sozialisten haben auch gegenüber den Regionalwahlen um eineinhalb Prozent verloren. Damit bleiben als wirkliche Sieger die Grün-Aternativen, die sowohl gegenüber den letzten Kommunalwahlen 1985 um fast vier wie gegenüber den Regionalwahlen 1988 um 1,1 Prozent zugelegt haben und nun stolze 12,1 Prozent vorweisen können. Der Erfolg setzt eine schon 1988 bemerkbare Tendenz fort: Stimmen, die aus der Regierungspartei DC wie aus dem PCI fortfallen, gehen nicht mehr automatisch an die Sozialisten, sondern sammeln sich um die Grünen.

Ursache des gleichwohl beeindruckenden Erfolges der Neofaschisten liegt darin, daß auch diesmal die „Italiener“ sich auf die einzige Partei konzentrieren, die ihnen eine „natürliche Vormachtstellung“ verspricht.

rai