„Körperkultur“

Über die sportlichen Probleme bei der Mannschaftsbildung für den 18. März  ■  Aus Berlin Uwe Meyer

Am 18. März ist es soweit. Dann soll die neue Nationalmannschaft der DDR antreten. Derzeit laufen überall öffentliche Trainingsspiele, um die geeigneten Kandidaten zu entdecken. Wer übernimmt welche Position, fragt der Fachmann und der Laie ebenso.

Eines wird schon heute deutlich - an Mitläufern, Verzeihung, Mittelläufern und Mittelstürmern besteht kein Mangel im Lande. Als besonders ballgewand hat ein Mann bisher die allgemeine Aufmerksamkeit erregt - SchuPaD. Er weicht gern auf den linken Flügel aus, fühlt sich aber auch als Mittelstürmer zu Haus. Mit ihm wird stark zu rechnen sein, in der neuen Auswahl.

Anders DAammer, der sich früh als linker Verteidiger zu profilieren versuchte, aber in dieser Position keine gute Figur machte. Sein neuer Trainer schickte ihn schnell in die Mitte, wo er wendig und flink von sich reden macht. Er schlägt schnurgerade Pässe, rennt aber zu häufig in die Abseitsfalle. Dann ist da noch CaDaUer, ein länderspielerfahrener Mann, der früher jedoch meist auf der Auswechselbank schmoren mußte und nun nach hartem Krafttraining nochmal die Chance wittert, als Vorstopper sein Comeback zu feiern. Seine Popularität ist jedoch in Fan -Kreisen wegen seiner glücklosen Vergangenheit im letzten Team arg gesunken.

Große Sympathien dagegen genießen in der Öffentlichkeit ein paar wieselflinke, angstlose Läufer, wie FORUMske, GRÜNErjahn, JETZTker und ImForM, die allesamt ein starkes linkes Bein haben, aber sich auch in der Mitte durchsetzen können, da es ihnen jedoch an Erfahrung und Disziplin noch fehlt, ist es fraglich, ob sie schon eine Chance über die volle Spielzeit erhalten werden. Nach längerer Verletzungspause ist nun auch wieder SuEdDel aktiv, nach der Scheidung spielt er jetzt unter seinem Künstlernamen PuDeSch. Der ehemalige Kapitän der Auswahl gilt jedoch als eigensinnig und mit wenig Teamgeist ausgestattet, jedoch als letzter Mann ist er stark im Kommen. Auch unsere bislang schwache rechte Seite mausert sich gewaltig. Mit dem sächsischen Star DaSchaU stürmt da jemand am rechten Flügel, der sich als Rechtsaußen im klassischen Sinne noch schwer tut, aber als echter Draufgänger gilt, manchmal etwas kopflos wirkt und seinem Gegenspieler schon mal die Schienenbeine bläut.

Aus Platzgründen konnte ich hier nicht alle ambitionierten Männer vorstellen, die um einen Stammplatz kämpfen, zum Schluß aber noch ein überraschendes Novum: UFVerlos ist der Name einer trickreichen und resoluten Frau, die sich der Mannschaft als weibliche Unterstützung auf der linken Verteidigerhälfte empfiehlt. Sie spielt erfrischend selbstbewußt und ungewöhnlich fair.

Noch sind ja ein paar Tage Zeit. Alle Kandidaten trainieren fleißig, einige haben ihren bisherigen Amateur-Status öffentlich abgelegt, lassen sich von weitgereisten Managern päppeln und sollen sogar mit Dopingmitteln gesspritzt werden. Ob dem Sportfan diese unlautere Hilfe schmeckt, werden ja seine Reaktionen bald zeigen.

Große Sorgen bereitet einigen Fachleuten, daß die wichtigste Position bislang ohne wirklichen Kandidaten blieb - die des Torhüters! Niemand in Sicht, der das richtige Format zeigt, unser Gehäuse vor Gegentreffern und Selbsttoren zu behüten. Alle wollen selber Tore schießen, keiner will sie verhindern, oder? Somit ist es trotz einer individualistischen Mannschaft fraglich, ob das Team nach dem 18. März in internationalen Vergleichen gut abschneiden wird. Spott frei!