: Hoffen auf Steuerreform
Unklarheiten bei Handwerkern und Gewerbetreibenden / Neues Steuergesetz unbefriedigend / Befragte wissen nicht, was auf sie zukommt ■ Aus Berlin Anja Baum
Seit Dienstag liegt ein Vorsachlag der Regierung zur Steuerreform zur Diskussion vor. Radikale Steuersenkungen für die Einkommensteuer von Handwerkern und Gewerbetreibenden auf 60 Prozent und für PGH auf 45 Prozent sind vorgesehen. Damit sollen Hemmnisse für Initiativen und Unternehmensgründungen beseitigt, und die Reproduktionskraft mittlerer und kleinerer Firmen gefördert werden. Wie das die Betroffenen selbst sehen - danach fragte im Prenzlauer Berg die taz.
Olaf Schmidt, Ingo Beneke, Buchdruckerei Husemannstraße 7: Die Steuerregelungen sind ziemlich sinnlos. Wir haben wirtschaftlich nur eine Chance, wenn wir hier ein Steuerparadies schaffen. Wir müßten auf 45 Prozent runtergehen, eben weniger als im Westen.
Mit einer geringen Produktivität und hohen Steuersätzen bieten wir kaum Anreiz, und das Handwerk bleibt letztlich auf der Strecke. Der technische Vorsprung der westlichen Druckerreien beträgt ungefähr 20 Prozent. Das ließe sich durch Steuern ausgleichen. Was uns fehlt, ist die Technik aber wir haben die Leute.
Früher durfte man nicht mehr als zehn Leute einstellen, und wenn die Steuern gezahlt waren, konnte man von dem Rest leben oder investieren. Die Neureglung allein macht es nicht, wir brauchen ein Gesamtkonzept für das Lohn-, Preis und Steuergefüge.
Martin Aetzler, PGH des Mechanikerhandwerks, Rykestraße 2: Wir wissen noch nichts davon. Die Handwerkskammer hat sich gerade aufgelöst. Ich hoffe, daß nach der Wahl Erleichterungen auf uns zukommen. Wir wollen rationell arbeiten, aber so, daß wir die Möglichkeit haben, den nötigen Gewinn dabei zu erwirtschaften.
Unsere Situation hatte sich schon ein bißchen gebessert, weil wir an den Reservefonds der Handwerkskammer herankonnten. Früher war das nur mit Genehmigung möglich. Doch wie soll es später werden?
Ab dem Tag Null, wenn wir Westgeld haben? Bisher wurden wir bei Material gestützt, dann wird alles drei Mal so teuer.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen