Taktik der Bürokratie gegen Kinderzentrum

■ Getränke-Matschke kontra Kinderzentrum: Nach wie vor Verschaukelungspolitik der Wohnungswirtschaft / Gewerberaumvergabe ohne den "Runden Tisch" in Prenzlauer Berg

Wir, fünf junge Theaterleute, stellten Anfang Januar einen offenen Laden im Prenzlauer Berg sicher und setzten ihn in Stand, um ein kulturelles Kommunikationszentrum für Kinder im Kiez zu schaffen, in dem Theater gespielt, Kurse durchgeführt, Kinder beschäftigt und mit Eltern und Bürgern beraten werden sollte. Wir reparierten Türen, Fenster und Jalousien, Gas- und Wasserleitung. Mittlerweile ist unser Laden gut zu erkennen in der tristen, verfallenen Straße. Auch dieses Stadtviertel wurde Opfer der Wohnungspolitik mal Abriß geplant, dann wieder Rekonstruktion und dann? Das Viertel ist verfallen, systematisch wurden Fenster, Türen und Ofentüren herausgerissen, den Rest holte sich jeder, der ihn brauchte oder meinte zu brauchen. Zwischendrin wohnen noch vereinsamt alte Menschen, die nicht mehr ausziehen konnten oder wollten, in verwahrlosten, unbeheizbaren Häusern.

Vom Tage der Instandsetzung an bemühten wir uns offiziell bei den Behörden um diesen Laden, schrieben Anträge, Eingaben, erklärten vergeblich unser Anliegen und wurden in eine Mappe „Hausbesetzungen“ geschoben, aus der unser Vorgang oft nicht wiederzufinden war. Wir stritten und kämpften mit dem alten Beamtenapparat, bis wir die Zusage erhielten, daß unser „Fall“ am „Runden Tisch“ Prenzlauer Berg (7. 3. 90) behandelt wird. Man dankte uns sogar, daß wir den Raum verschlossen hatten und ihn so mit Hilfe des ABV sicherten.

Jedoch vorige Woche fanden wir unseren Laden aufgebrochen von Herrn Matschke, der dort einen Getränkestützpunkt einrichten will. Er bekam von der Gewerberaumvergabe Prenzlauer Berg eine Zuweisung. Mit Genehmigung der KWV in der Schwedter Straße durfte er den Raum aufbrechen und sich ins gemachte Nest setzen. Wir wurden also die ganze Zeit hingehalten und verschaukelt, meldeten ein nicht erfaßtes Objekt, welches wie so üblich in der Wohnungspolitik, an einen anderen verschoben wurde.

Seitdem rennen wir von Pontius zu Pilatus und werden für blöd verkauft. Herr Matschke hatte sich nicht mal um unseren Laden beworben, sondern um ein Objekt, egal wo, aber die Verantwortlichen scheinen ihren Kiez nicht zu kennen, denn dort gibt es noch etliche leere Räume. Im Umkreis der Dunckerstraße gibt es verschiedene Möglichkeiten, Getränke zu erstehen, in der Gaststätte nebenan zum Beispiel und um die Ecke und in diversen Läden sowie im Info-Cafe. Man versucht sich anscheinend der Hausbesetzerszene zu entledigen, indem man für die KWV/Wohnungspolitik „seriöse“ Unternehmen auf sie hetzt. Somit entschied sich die Gewerberaumvergabe Prenzlauer Berg für einen Getränkestützpunkt und gegen ein Kinderzentrum ohne den „Runden Tisch“ Prenzlauer Berg. So verwahrlost und kulturllos die Fassade, so auch das Denken der Verantwortlichen. Ein altes bürokratisches, dogmatisches und geistloses Modell, das von Demokratie und Kultur, auch im Umgang miteinander nicht das Geringste hält.

Die Hinhalte- und Verschleierungstaktik alter Beamter, getragen von einer bürgerfeindlichen Politik. Diese alte Politik haben wir gründlich satt!

Solidarisiert Euch mit uns für ein Kinderzentrum im Prenzlauer Berg gegen einen Getränkestützpunkt, für die Erhaltung des Kiez‘ und das Entstehen einer Kiezkultur! Klingelt die Drähte heiß! Kontakt: Tanja 4 38 43 34.

Christine Boyde