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Terror gegen Kolumbiens Linke

Linke Bürgermeisterin, drei Bauernführer und eine bekannte Journalistin von Todesschwadronen ermordet / Killerkommandos wollen lokale Wahlerfolge der Linken verhindern / UP beschuldigt Regierung der Komplizenschaft und fordert den Rücktritt des Verteidigungsministers  ■  Aus Bogota Ciro Krauthausen

Knapp zwei Wochen vor den kolumbianischen Parlaments- und Kommunalwahlen am 11. März verschärfen paramilitärische Todesschwadronen ihre Terrorkampagne gegen linke Oppositionelle. Am Montag wurden eine linke Bürgermeisterin, drei Bauernführer und eine Journalistin ermordet. Die Täter waren vermutlich rechte Killerkommandos. Diana Cardona, Aktivistin der linken Partei Union Patriotica (UP), hatte ihr Bürgermeisteramt in der im Nordwesten Kolumbiens gelegenen Kleinstadt Apartado erst vor sieben Monaten übernommen. Ihr Vorgänger, der 1986 gewählte Ramon Castillo, mußte wegen wiederholter Morddrohungen und Attentatsversuche das Land verlassen.

Allein in den ersten beiden Monaten dieses Jahres wurden 66 Parteigänger der UP ermordet - die meisten von ihnen in Uraba. Auch andere Parteien, wie die marxistische „Frente Popular“, sind Opfer der Terrorkampagne. Die Todesschwadronen, die zumeist von Bündnissen aus Grundbesitzern, Militärs und Drogenmafiosi getragen werden, versuchen offensichtlich, lokale Wahlerfolge der Linken zu verhindern.

In ihrer Krisensitzung am Dienstag morgen beschuldigte das Direktorium der UP die Regierung und die Streitkräfte der „Nachlässigkeit“ gegenüber der Terrorwelle und der „Komplizenschaft“ mit den Attentätern. Zudem könne die UP beweisen, daß die Armee in Uraba Personalausweise einsammle, um linke Wähler am Urnengang zu hindern. Die Parteiführer Diego Monatan und Bernardo Jaramillo forderten denn auch den Rücktritt des Verteidigungsministers und dreier weiterer Generäle. Trotz des Terrors sei die UP jedoch entschlossen, an den Wahlen teilzunehmen.

Die Journalistin und die drei Bauernführer wurden im Magdalena-Tal in Zentralkolumbien ermordet. Noch im Januar hatte Miguel Angel Barajas, einer der Ermordeten, in der Sonntagsbeilage der größten Tageszeitung, 'El Tiempo‘, das Friedensmodell des Städtchens Cimitarra vorgestellt: Eine starke Bauernvereinigung schien es dort geschafft zu haben, sowohl die linke Guerilla als auch die rechtsradikalen Todesschwadronen der Region zu verweisen. Durch diesen Artikel neugierig geworden, reiste die 31jährige freie Journalistin Silvia Dussan nach Cimitarra, um dort für die englische BBC einen Fernsehbeitrag zusammenzustellen. Silvia Dussan hatte sich in den letzten Jahren durch engagierte Reportagen über die Gewalt in den kolumbianischen Großstädten hervorgetan. Mit ihr sindin den letzten zehn Jahren 43 Journalisten dem Kreuzfeuer der kolumbianischen Gewalt zum Opfer gefallen.

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