Weltkulturen durchgelaufen

■ Viertes „Klangwelten„-Festival: Nur Inuit-Frauen sorgten für Emotionalität

Lag es wirklich nur an den Unbillen des Wetters, wie Organisator Rüdiger Oppermann in seinen einführenden Worten mutmaßte, daß die Glocke zur vierten Ausgabe des KlangWelten-Festivals recht mäßig besucht war? Fehlten vielleicht diesmal die Highlights, oder nimmt gar das Interesse an exotischen Tönen in dem Maße ab, in dem solcherlei Musik auch im normalen Konzertbetrieb zu hören ist?

Wie dem auch sei: die Schubkraft der ersten drei Festivals besaß die diesjährige Veranstaltung nicht.

Die Klangwelten haben schon in der Vergangenheit mit dem Widerspruch gelebt, daß sie einerseits MusikerInnen und Stilrichtungen präsentierten, die man sonst zumindest in dieser Bandbreite kaum zu hören bekommt - allein das rechtfertigt im Grunde bereits das Konzept der Veranstaltung.

Auf der anderen Seite stand dann aber auch manches recht un

vermittelt nebeneinander, geriet zu einem recht beliebigen Schnelldurchlauf durch die musikalischen Weltkulturen.

Am Freitag abend zeigte sich dieser Widerspruch am ausgeprägtesten in der Art der Präsentation: Hier fast „coole“ Professionalität, dort eine fast unbeholfene Natürlichkeit, die charmant wirkte und allein dadurch zu überzeugen wußte.

Wenn es stimmt, daß Musik auch etwas mit Kommunikation zu tun hat und es nicht nur darum geht, ein Werk möglichst perfekt vorzuführen, dann waren die unumstrittenen virtuosen Künste des libanesischen Oud-Spielers Rabih Abou Khalil, die sehr kurz geratenen Tanz- und Trommelperformance des koreanischen Frauenensembles Doraji und auch die sicher als krönender Abschluß geplante Darbietung des Indio-Flötisten Dario Domingues allesamt eher distanzierte, auf Perfektion angelegte Konzertteilchen, die auch nicht ansatzweise

in der Lage waren, die Barrieren zwischen PerformerInnen und Publikum aufzubrechen.

Daß es auch anders geht, bewies zum einen die bretonische Harfenistin Kristin Nogues, die zwischen Tradition und Neuer Musik pendelt und die durch ihre auf sympathische Weise lockeren Ansagen eine Brücke zum Publikum schlug.

Vor allem aber waren es die beiden „Inuit“ (Eskimo)-Frauen Nelly Echalook und Mary Iqaluk, die mit ihrem bei uns fast gänzlich unbekannten Katajjaq- Gesang zum zumindest emotionalen Höhepunkt des Abends wurden. Und zwar deshalb, weil hier kein artifizielles Produkt auf die Bühne gebracht wurde, keine zur Kunstform geratene Musik, sondern, weil die beiden Frauen ausschließlich sich und ihre spürbar lebendige Tradition vorführten.

Ihr Auftreten war in einem menschlichen Sinne spektakulär, wo ansonsten eher Spektakel angesagt schien.

JüS