DDR und nichts anderes

■ Trotz schwindendem Interesse bleibt DDR Hauptthema im TV

Die Fernsehzuschauer verlieren offenbar das Interesse an der umfangreichen DDR-Berichterstattung. Nach einer Umfrage des ZDF hielten im Februar 48,7 Prozent der Zuschauer die DDR -Berichterstattung für „gerade richtig“. Im Januar waren es noch 60,3 und im Dezember 58 Prozent. Die Zahl der Zuschauer, denen die DDR-Berichterstattung zuviel wird, wuchs von 37,4 Prozent (Dezember) auf 45,7 Prozent im Februar. „Die Mehrheit schmilzt“, sagte Chefredakteur Klaus Bresser auf der Jahrespressekonferenz des ZDF in Berlin. Die meisten ablehnenden Stimmen gab es den ZDF-Zahlen zufolge allerdings mit rund 65 Prozent bei den Anhängern der Republikaner.

Trotzdem setzt das ZDF weiter auf das Thema DDR. In Berlin will man noch stärker präsent sein als bisher. Gleichzeitig meldete auch die ARD, daß ihr Studio in Ost-Berlin personell und materiell ausgebaut werden soll. Ein alter Konflikt zwischen den beiden Fernsehanstalten tritt hier erneut zutage: Wer ist Informationssender Nummer eins in Deutschland? Als nächste Bewährungsprobe stellen sich die DDR-Wahlen am 18. März. Für diesen Termin dürfen wir mit dem größten Wahlzirkus rechnen, den das deutsche Fernsehen je erlebt hat. Beide Sender werden am DDR-Wahltag live und flächendeckend über das Ereignis berichten.

Das DDR-Fernsehen bekommt gleichzeitig fachmännische Unterstützung in Sachen Hochrechnung, so daß dort auch eine „richtige“ Wahlberichterstattung möglich ist. Praktisch wird es so aussehen, daß jeder Sender im Palast der Republik sein eigenes Wahlbericht-Studio aufbauen wird - in Sichtweite der anderen. Darüber hinaus gibt es Ü-Wagen im ganzen Land, Liveschaltungen, Bonner Runden und alles was sonst noch zu einer ordentlichen deutschen Wahlnacht gehört. No chance also für diejenigen Fernsehgucker, die davon nichts wissen wollen. Denn auch die Privaten beugen sich dem medialen Großereignis und werden live berichten.

dpa/taz