Heinrich, mir graut vor Dir!

■ Ein leutseliger West-CDU-Politiker macht Wahlkampf im Parkblick Buch Herr Lummer, wer schmeißt denn hier mit Schlamm?

Berlin (taz) - Er verdient sich sein Geld auch als Schunkellieder-Sänger, wie man es nach der Veranstaltung handfest vorgeführt bekam: Herr Lummer - ließ Schallplatten mit Herzchen und Autogramm verschenken.

Zuvor war er jedoch ganz Politiker bei der Wahlveranstaltung der CDU im Parkblick Buch. Beim Sonntgsbierchen mit den Leutchen reden. Nur noch sieben Tage. Also Klartext war angesagt. Da muß man den Wählern schon sagen, wo ein Kreuzchen zu machen ist und wo überhaupt nicht. Herr Lummer zeigte sich leutselig, verständnisvoll. Natürlich müsse man aus der DDR ein blühendes Land machen. Und wenn wer Probleme vortrug, etwa Anfragen zu möglichen Betriebsschließungen, Arbeitslosigkeit, Mietwucher. - Die Rezepte, die er und sein gut eingespieltes Team vortrugen, hörten sich einschläfernd-schön und sehr beruhigend an.

Die Rentner könnten ihre Ersparnisse 1:1 tauschen, Klein und Mittelbetriebe würden Schutz gegenüber Konzernen genießen, wenn doch Arbeitslose sein sollten, Umschulung, kein Problem, finanzielle Absicherung, kein Problem, auch bei zu hohen Mieten beantragt man einfach Wohngeld. Kein schöner Land also auf dieser Welt...

Aber das alles bekommt man natürlich nur, wenn man die „Partei mit den wenigsten Macken und den größten Vorzügen“ wählt. Und damit auch alles wirklich klar ist, setzte Heinrich Lummer zu einer regelrechten Schlammschlacht an. (Heinrich, mir graut vor dir!)

Danach sei die SPD in Fragen sozialer Marktwirtschaft völlig inkompetent, sie habe die BRD runtergewirtschaftet und sei „der SED in den Hintern gekrochen“. PDS, das sei ohnehin „Scharlatanerie mit neuen Namen.“ Aber das Beste in dieser Richtung kam dann zum Schluß: Die schlimmsten Probleme seien überhaupt entstanden, „weil der Geist links stand... Brecht, Mann und wie sie alle heißen... Es ist eine schlimme Geschichte, widerlich, schändlich für die ganze Menschheit..das war eine Verschmutzung und wenn Sie so wollen, ein Umweltproblem... Wir haben bei uns ja auch diese Chaoten, die Gottseidank nur Randfiguren waren, da der Staat ja immer gegen sie vorgegangen ist...“

Nach diesen Auslassungen des Herrn Lummner über sein Verständnis von Freiheit und Demokratie hat er sich als der rechte Mann zur rechten Zeit offenbart.

Barbara Fuchs