„Berlin - reserviert?“

Aus der Gast- (Haupt-)stätte  ■ GLOSSE

Uwe Meyer

Was soll noch das ewige für und wider, daß wie und wann zur Wiedervereiningung? Sie hat doch längst stattgefunden!

Die Kneipen in Berlin (Ost), besonders im Schatten der Mauer, sind einig und paritätisch besetzt, bei zunehmender Dominanz der Zecher-West. Über tausenden runden und anderen Tischen vermengen sich harmonisch die Rauchsäulen von Cabinet und Camel, aufgestiegen aus den Friedenspfeifen von Ost und West. Ein Prosit auf die Wirtschafts-Union.

Und da sich alle Trinker schnell auf die Einheitswährung eingesoffen haben - die traurige Ostmark erweist sich als bedeutend (trink-)fester - hat also auch die Währungs-Union längst an allen Tresen bestand. Da nützt auch das verzweifelte Minderheitenvotum, (Hier wird D-Mark im Verhältnis 1:1 angenommen) der Wirtsleute nichts. Das Volk macht endlich die Rechnung ohne den Wirt.

Bliebe noch die beschwohrene Sozial-Union, wie hält man es im (Wiedervereinigungs-) taumel damit? Wer trägt bei Zapfenstreich wen, wo nach Hause, wer ist nach einem blauen Montag arbeits-, wer nur kurz besinnungslos? Und die Hauptfrage jedes Stammtisches, wer zahlt die Zeche? Wie immer gibt's auf viele Fragen nur eine klare Antwort: Deutsche, werdet nur nicht nüchtern! Welch grausamer Kater nach billigem Rausch, wenn plötzlich auch im Osten teuer mit Westmark gelöhnt werden muß. Also, Ober - schnell noch 'ne Runde, bevor es zu spät ist. Prost.