Aufstieg zum Geldgipfel

■ Die Sportkolumne von Hagen Boßdorf

Wenn ich schon fünfundzwanzig Mark für eine gute Sache Spenden wollte, wen würde das schon interessieren. Höchstens mein Portemonaie. Aber wenn Tenniskönig Ivan Lendl einem Prager Kinderkrankenhaus 500.000 Kronen übergibt, klatscht alle Welt Beifall und lobt den großen Sportsmann. Völlig zurecht, ich will nicht falsch verstanden werden. Aber das finanzielle Opfer bei Lendl und mir wäre eben fast gleich groß. Der tschechisch-staatenlose Erste der Weltrangliste häufte bis nämlich bis jetzt ein geschätztes Vermögen von 100 Millionen Dollar an. Da wird dann eine halbe Million zum Klacks. Jeder, wie er's verdient. Und Lendl verdient viel, im vergangenen Jahr pro gespielten Satz 9.077 Dollar. Das ist jedoch nur der Gipfel seines Geldberges. Viel höher sind des Sportlers Werbeeinnahmen, deren Sinn und Höhe immer schwerer fällt zu verstehen. Da zahlen Auto-, Zahnpasta-, Hundefutter-, und manchmal auch Sportartikelfirmen Summen, die gar nicht auf unsere Schecks passen würden. Was nicht weiter schlimm ist, da ohnhin die wenigsten Menschen die Vorraussetzungen für erfolgreiche Werbeträger erfüllen.

Die müssen strahlend im Rampenlicht stehen, aufopfernd um ihren Erfolg kämpfen, supersympathisch sein. US -amerikanische Soziologen veröffentlichten nun eine Sozialstudie, die belegt, daß nur ein ganz kleiner Kreis von Stars die großen Stücke des Werbe-Kuchens verschlingen. Die meisten Athleten im Profibereich, einen anderen gibt es ja kaum noch, leben so recht und schlecht von kleineren Portionen. Trotzdem werden sie gebraucht. Erst durch sie kommt Leben auf den Sportmarkt. Erst durch sie können die Asse glänzen. Erst durch sie werden aus den Meistern wahre Großmeister. Nun haben die Soziologen auch ermittelt, daß Sportler nach Schauspielern und Rocksängern an dritter Stelle zu persönlichen Leitbildern gewählt werden. Damit wurden die Helden der Stadien und Fernsehübertragungen über die Werbung überaus interessant und lukrativ. Was ein Vorbild sagt, muß doch stimmen. Was ein Idol empfiehlt, muß gut sein.

Zugleich beginnt ein ganz anderer Wettlauf. Sein Ziel sind junge, unverbrauchte Talente, die eines Tages die großen Hauptrollen spielen werden. Da muß man sich als Werbefirma früh die Regie-Rechte sichern. Es passiert dann eben, daß einer dreizehnjährigen Tennisspielerin vom Hersteller ihres Schlägers für zwei Jahre zwei Millionen Dollar gezahlt werden.

So begleitet das Geld den Sport und wird zu seinem Diener. Der Sport braucht die Werbung, wie sie das Fernsehen braucht. In der BRD sind die TV-Übertragungszeiten des „Weißen“ Sports in den letzten Jahren auf 7.700 Prozent angestiegen. da braucht auch Ivan Lendl keine Bange um die Höhe seines Geldberges zu haben. Und es wird ihm nicht schwerfallen, auch in Zukunft mit populären Spenden zusätzliche Punkte zu sammeln.