Erstens, weil es Spaß macht...

 ■ V O R L A U F

(„Die Flüchtigen“, französischer Spielfilm von 1986, DFF 2, heute, 20 Uhr) Endlich raus aus dem Knast, hatte Lucas (Gerard Depardieu) anderes vor, als gleich in die nächste Verfolgungsjagd zu schlittern. Zumal es nicht sein eigener Bruch ist, der ihn zur Flucht zwingt. Der Zwischenfall beschert ihm neben der anfangs nicht gerade harmonischen Bekanntschaft mit dem Amateurräuber Pignon (Pierre Richard) auch die mit der kleinen Tochter. Und deren Augen weichen ganz schön auf.

Im Kino flossen Tränenströme, als „Die Flüchtigen“ vor etwa zwei Jahren lief; vom Lachen (kaum auszuhalten, dieser Richard in den ersten Szenen als verzweifelt-ungeschickter Verbrecher) ebenso wie von den gefühlstropfenden Bildern, immer schön abwechselnd. Aber diesen beiden verzeiht man alles, und man nimmt ihnen auch alles ab.

Heute abend beginnt eine Film-Reihe im Zweiten mit dem Frauenliebling Gerard Depardieu. Nicht bloß das, dem Schauspieler des Jahrzehnts, so jedenfalls sehen es die Juroren der französischen Filmakademie, die ihm den „Cesaren“ - das Gegenstück zum „Oskar“ verliehen. Anerkennung für die Charakterisierung von Menschen, die originell, leidenschaftlich, verrückt sind, die auch Gefühle haben, was er immer genau in der Schwebe mit einer unwiderstehlichen Ruppigkeit hält. Der weiche Blick aus den tiefliegenden Augen dieses wuchtigen Kerl von 220 Pfund, ist es das?

Depardieu wurde 1948, zwei Tage nach Weihnachten, mitten in Frankreich in Chateauroux geboren, hatte mit seinen fünf Geschwistern eine harte Kindheit, einen trunksüchtigen Vater, Metallarbeiter. Gerard trieb sich herum, organisierte mit einer Kinderbande Schwarzhandel, und das wäre vielleicht ein guter Einstieg in eine Ganovenlaufbahn geworden, wenn ihn nicht ein Kumpel mit nach Paris genommen hätte.

Dort lernte er die Welt der Literatur und des Theaters kennen, nahm Schauspielkurse und spielte auf Szenebühnen. 1965 trat er zum ersten Mal in einem Kurzfilm auf, 1973 kam dann der Durchbruch mit den „Ausgebufften“. Von da an ging es Schlag auf Schlag, mittlerweile hat er in über 65 Filmen gespielt, daneben als Regisseur gearbeitet. „Ich arbeite erstens, weil es mir Spaß macht, und zweitens für das Wohlergehen des französischen Films.“

Ob als Bauernsohn, Liebhaber, Resistancekämpfer, als Schwuler oder Pfarrer - Depardieu ist in jeder Rolle gut.

Wy/Su