Haus der Jugend soll Kulturzentrum werden

■ Runder Tisch jetzt juristische Person / Rechtsnachfolge über Haus der Jugend unklar / Nutzungskonzeption für das Gebäude beschlossen

Berlin (taz) - Die am Runden Tisch der Jugend vertretenen Organisationen haben sich vergangenes Wochenende zum „Demokratischen Jugendbund“ zusammengeschlossen. Hierin werden die Vertretungen bei Wahrung ihrer vollen Selbständigkeit zusammenarbeiten, um ihre gemeinsamen Interessen gegenüber dem Staat und der Gesellschaft durchzusetzen. Die Zusammenarbeit geht also nach der Wahl weiter. Die Vereinigung wird von einem geschäftsführenden Vorstand, der aus drei gewählten Mitgliedern besteht, vertreten. Seit Montag ist der Demokratische Jugendbund auch als juristische Person registriert.

Damit hat er vielleicht die Chance, die angestrebte Rechtsnachfolge über das Haus der Jugend, Unter den Linden, zu übernehmen. Hier gibt es jedoch noch Schwierigkeiten. Derzeit werden von Juristen die möglichen Varianten einer Übernahme des Hauses durch die Jugendlichen geprüft. Eine wäre, daß der Demokratische Jugendbund in die Jugendheim GmbH eintritt. Dies wird aber als unsicher angesehen, da die GmbH gerade von der Staatsanwaltschaft untersucht wird und niemand weiß, welche Ergebnisse hierbei herauskommen könnten.

Eine weitere Möglichkeit ist die Überschreibung des Hauses an den Jugendbund. Hier besteht die Gefahr, daß der Magistrat interveniert und das Gebäude für eigene Zwecke anfordert. Als letzte Variante wird die Enteignung des Hauses durch den Staat und anschließende Zusprechung an die Jugendlichen gesehen.Wie letztlich entschieden wird, ist noch nicht klar. Auf jeden Fall wird eine Entscheidung bis zum 31. März erwartet, da die Mitarbeiter des Hauses nur bis zu diesem Datum bezahlt werden können. Danach fehlt das Geld.

Zur Unterstreichung ihrer Ansprüche haben die Jugendlichen am letzten Sonnabend eine Nutzungskonzeption beschlossen, die auf der Tagung am Mittwoch präzisiert wurde. Die Konzeption soll nachweisen, „daß die organisierte und nichtorganisierte Jugend dieses in seiner Größe imponierende Objekt mit Leben erfüllen kann und notwendig braucht“.

Hier zeigt sich, daß über vierzig Jahre FDJ doch nicht so bedeutungslos waren, wie man oft glauben machen will. Vieles findet sich im Papier wieder, was auch vorher von den Jugendlichen schon oft angestrebt, durch staatliche Eingriffe nur eben nicht möglich war. So sind für das Haus vorgesehen ein Kontaktbüro für europäische und nationale Begegnungen, die Etablierung der Jugendoranisationen, ein Sozial- und Kulturbereich, die Einrichtung eines zeitgeschichtlichen Jugendforschungsinstitutes, Cafes, Restaurants und einiges mehr. Würde diese Konzeption durchgesetzt werden, könnte es tatsächlich ein für Jugendliche gedachtes und erschwingliches kulturelles Zentrum im teuren Herzen Berlins geben.

Vera Linß