Kriminalisten wollen Beamte werden

Gründungsversammlung des „Verbandes der Kriminalisten“ will Arbeitsplatzsicherheit statt Vergangenheitsbewältigung  ■  Aus Berlin Dirk Asendorpf

5.000 Kriminalisten wollen so schnell wie möglich als Beamte unter die Fittiche des Staates.

Bei nur einer Gegenstimme beschlossen knapp 500 Delegierte der Gründungsversammlung des „Verbandes der Kriminalisten“ (VdK) am Samstag in der Mensa der Berliner Humboldt -Universität eine Resolution an den künftigen Ministerpräsidenten, in der sie die schnelle Wiedereinführung des Berufsbeamtentums in der DDR fordern.

Nach dem Vorbild des konservativen „Bundes deutscher Kriminalbeamter“ in der BRD sollte der VdK zunächst als reiner Fachverband für alle dienen, die als Kriminalisten, Wissenschaftler, Studenten oder Militärstaatsanwälte beruflich mit Raub, Mord und Totschlag zu tun haben.

Doch dann bestimmte die Angst um den eigenen Arbeitsplatz die Diskussion der Delegierten mehr als die Irritation über die eigene Vergangenheit.

In einer Urabstimmung sollen die rund 5.000 Mitglieder des VdK nun darüber entscheiden, ob sie ihren Verband statt für kriminalistische Diskussion nicht lieber als gewerkschaftliche Interessenvertretung verstehen wollen.

„Die Existenzangst drückt viele vernünftige Gedanken weg“, kommentierte ein Delegierter die Stimmung seiner Kollegen. An die kritische Aufarbeitung der eigenen beruflichen Vergangenheit als Zuträger und Erfüllungsgehilfe der Stasi denke heute kaum noch einer. Und auch der ohne Gegenkandidaten mit großer Mehrheit gewählte Präsident des Verbandes, Uwe Baier, sieht seine dringendste Aufgabe in der Sicherung der Arbeitsplätze aller 8.500 Leute von der K.

(vgl. nebenstehendes Interview)