Schön wüst und nie leer?

■ „Wüste Stätte“ im Schnoor öffnete zusammen mit „Blaumeier“ die Pforten

„Wüste Stätte“: ein wahrhaft programmatischer Name für ein Innenstadtlokal, er läßt an Gelage, Zügellosigkeiten und herzhafte Sinnesfreuden denken. Zugleich ein Name für den Abgrund, der sich - man denke an wüst und leer - vor jeder neuen Gaststätte auftun kann. Immerhin sind bereits fünf Vorpächter in den Räumen unter dem Packhaus-Theater, neben dem Kleinen Olymp und der Schnoor-Destille, in nämlichen Abgrund gestürzt. Doch die Betreiber Thomas Kloock, Wolfgang Lüttge und Detlev Schildknecht sind Profis, bereits ins linksweserische Gondi erfolgreich involviert und haben sich einiges ausgedacht, um ihre 100 Stühle und 30 Barhocker vollzukriegen. Zunächst haben sie alles irgendwie Beschauliche des Ex-Restaurants rausgeschmissen, eine ewig lange Bar installiert, eine kleine Bühne gebaut und solides Stuhl-und Tischwerk besorgt.

Dann hoffen sie auf innige Zusammenarbeit mit dem darüberliegenden Theater, dessen Publikum nach dem Kunstgenuß bitteschön herabsteigen möchte, dessen Kleinkunst gut auch in der Wüsten Stätte passieren kann. Mit den „aufgedressten“ TheaterbesucherInnen und Zufallstouristen hofft das Triumvirat über die Runden zu kommen, bis sich ein Stammpublikum an diesen etwas ungewohnten Ort gewöhnt hat. Fest eingeplant sind wechselnde Kunstausstellungen in dem geräumigen Kellerlokal.

Den Anfang machte das Blaumeier-Atelier (Projekt Kunst und Psychiatrie) mit neuen Arbeiten „nicht-normaler“ KünstlerInnen. Die Tatsache, daß Ausstellungs- und Gaststätteneröffnung auf denselben Termin fielen, führte zu einer brisanten und lehrreichen Konfrontation von teils schwerstbehinderten „Blaumeiern“ und offiziösen Honoratioren und Szenemenschen. Die KünstlerInnen konnten wieder einmal beweisen, welche Kunst jenseits von Unicef-Goodwill -Aktionen möglich ist. Bus