Schön, aber runtergekommen

■ Modernes-Betreiber basteln an einem Konzept für das AG-Weser-Gelände

Mitten zwischen Industrie-Ru inen pulsiert das Leben: Erstmal ohne Selbst-Zensur aus Finanz-Frust basteln die Modernes-Betreiber Edu Woltersdorff und Heiner Hellmann zusammen mit Architekten an einem inhaltlichen und technischen Konzept für ein Kulturzentrum mit Disco im Betriebsratsgebäude auf dem AG-Weser-Gelände. Das schöne, alte Gebäude ist erhellt durch einen Lichthof mit Glasdach, zu dem man vom Erdgeschoß bis ganz hoben hinaufschauen kann. Dort könnten neben einer großen Disco Cafes und Gastronomie zum Verweilen einladen, eine Bar, ein Billardraum, ein Kino die Disco-BesucherIn auch anderweitig unterhalten. Im Keller würden Musiker proben, unter dem Glasdach MalerInnen pinseln, nebenan eine türkische Hochzeit stattfinden und BesucherInnen von nah und fern in kreativen Workshops ihr Leben bereichern. In der angebauten Halle würden Musikkonzerte überregionales Publikum erfreuen.

Nach bisherigen Berechnungen würde der Um- und Anbau zwischen sechs und acht Millionen Mark kosten. Wer soll das bezahlen? Die Wirtschaftsförderungsgesellschaft war darauf gekommen, daß das gigantische Gebäude (über 2000 Quadratmeter Nutzfläche) da herumsteht „und keiner wills haben“. Hermann Hoppe von der WFG überlegt nun auch mit, wie eine Finanzierung zustande kommen könnte, denn darüber sind sich alle, auch das Ortsamt, einig: Ein solches Projekt wäre für die Gröpelinger Bevölkerung ein Gewinn. Hoppe: „Die Verwirklichung würde die Sozio- und Infrastruktur vor Ort verbessern und hätte die Funktion eines kulturellen Katalysators. Deshalb könne man auch beim Senator für Jugend und Soziales wegen einer finanziellen Unterstützung anklopfen. Denn, so findet auch Edu Woltersdorff vom Mo

dernes: „Eine Disco hat auch die Funktion der sozialen Kontrolle. Wir achten darauf, daß nicht zu viel Alkohol getrunken wird, daß keine Drogen ins Haus kommen und es keine Schlägereien gibt.“

Eine weitere Idee zur Finanzierung: daß eine Baufirma oder Baugesellschaft das Projekt selbst finanziert und an die Betreiber weitervermietet. Hoppe erwartet das Konzept von Woltersdorff und Hellmann innerhalb der nächsten 14 Tage. Erst dann könne man weiterüberlegen.

Woltersdorff indes sieht noch ein anderes Problem. Die Einschränkung der Öffnungszeiten des Modernes scheint sich zum Präzedenzfall auszuweiten: Überall in der Stadt machen An

wohner Stimmung gegen das nächtliche Treiben vor ihrer Haustür. Woltersdorff: „Wenn die Sperrstunde für alle Discos durch die Hintertür eingeführt wird, brauchen wir über das AG-Weser-Projekt gar nicht erst zu reden.“ Beim Oberverwaltungsgericht in Lüneburg herrscht die Meinung, daß eine Beschränkung des Disco-Betriebs auf 23 Uhr der „Verkehrsauffassung“ widerspricht. Die Gewohnheiten zeigen nämlich, daß der Disco-Betrieb um 23 Uhr erst losgeht. Wenn diese Auffassung die Klage der Modernes-Betreiber gegen die Ruhe-Verfügung entscheidet, bleiben die Disco-Nächte bis zum Morgengrauen den BremerInnen erhalten. bea