Die Triade bekommt ihren Konzern

■ EG-USA-Japan: Nach den Vereinbarungen mit Mitsubishi rückt Daimler auch an United Technologies heran

München/Stuttgart (dpa/taz) - Daimler-Benz, der größte Industriekonzern der BRD, und United Technologies (UTC), einer der führenden Technologiekonzerne der USA, suchen nach gemeinsamen Kooperationsfeldern. Eingeleitet wurde die Verzahnung der Technologiemultis in der vergangenen Woche im Triebwerksbereich für Zivilflugzeuge. Zwischen „Mister elf Prozent“, wie der zum Daimler-Konzern gehörende Triebwerkshersteller MTU in der Branche wegen seines notorischen Anteils von bislang meist elf Prozent an internationalen Kooperationen genannt wird, und dem UTC -Triebwerksbereich Pratt+Whitney wurde in einem Vorvertrag eine geschäftliche Allianz geschlossen. Beide Triebwerkshersteller sollen künftig am Markt wie ein „einheitliches Unternehmen auftreten“.

Das Abkommen im Triebwerksbereich - geplant ist auch eine wechselseitige Kapitalverflechtung - ist offensichtlich nur ein erster Schritt. Es werde nach weiteren Gelegenheiten für eine Zusammenarbeit gesucht, gab UTC-Chef Robert Daniell bekannt, der bereits im Herbst vergangenen Jahres über sein gutes Verhältnis zum Daimler-Vorstandsvorsitzenden Edzard Reuter berichtete. Zwischen dem Daimler-Konzern mit seiner Zwischenholding Deutsche Aerospace (Dasa) sowie UTC gibt es in der Tat zahlreiche Berühungspunkte, die vom UTC-Bereich Automotive (Automobiltechnik) über Haustechnik bis zu Hubschraubern, Militärelektronik und einem Weltraumflugzeug reichen.

Für Daimler zeichnet sich nach der anlaufenden Kooperation mit dem größten japanischen Konzern Mitsubishi aus der Zusammenarbeit mit UTC eine zweite internationale Technologieachse ab. Bekannt ist, daß die Japaner erhebliche Anstrengungen unternehmen, ihre Position in der Luft- und Raumfahrt zu verbessern - einem Gebiet, das ein Schwerpunkt von UTC und seit dem MBB-Einstieg auch verstärkt von Daimler ist. Die vor knapp einem Jahr gegründete Dasa könnte aus der Verknüpfung der Technologiezentren Dasa, UTC und Mitsubishi eine international gewichtige Position bekommen. Die Dasa und damit Daimler ist offensichtlich auch dem Ziel der Systemfähigkeit, also der Führung in anspruchsvollen Projekten und nicht nur der Zulieferung, nähergekommen.

Die Keimzelle des heutigen UTC-Konzerns mit Sitz in Hartford/Connecticut ist der Triebwerksbereich Pratt+Whitney. Er trug 1988 rund ein Drittel zum UTC -Weltumsatz von 18,5 Milliarden Dollar bei, wovon 45 Prozent außerhalb der USA erzielt wurden. 1989 stieg der UTC -Weltumsatz weiter auf rund 19,5 Milliarden Dollar bei 201.000 Beschäftigten. Daimler rechnet für 1989 - noch ohne MBB - mit 76,6 Milliarden DM Konzernumsatz bei 327.000 Beschäftigten. Zum UTC-Konzern gehört beispielsweise Sikorsky, nach eigenen Angaben weltgrößter Konstrukteur und Hersteller von Hubschraubern, das weltgrößte Aufzugsunternehmen Otis, oder Carrier, der weltweit führende Hersteller von Beheizungs-, Belüftungs- und Klimaanlagen. 1988 setzte der Konzern mit Waffen - langjähriger Präsident in den achziger Jahren war der Ex-Nato-Oberbefehlshaber Alexander Haig - rund 4,5 Milliarden Dollar um.

Der US-Konzern hat in Europa über 32.000 Beschäftigte. Allein die zehn UTC-Tochter- und Beteiligungsgesellschaften in der Bundesrepublik erzielten 1989 mit knapp 4.000 Beschäftigten 920 Millionen DM Umsatz. Ganz unbekannt ist den Herren von UTC auch MBB nicht - im Konzerntango der siebziger Jahre war United Technologies schon einmal kapitalmäßig an dem Luft-, Raumfahrt- und Rüstungskonzern beteiligt.

diba