Frankfurt: Goodbye Uncle Sam?

■ Hessische Landesregierung verlangt den Abzug aller US-Truppen aus dem Rhein-Main-Gebiet

Frankfurt (taz) - Die hessische Landesregierung hat demonstrativ den Abzug aller US-Truppen aus der Rhein-Main -Region gefordert. Die von US-Präsident Georg Bush angekündigte Reduzierung der US-Streitkräfte in Europa um 100.000 GIs müsse nach Auffassung von Ministerpräsident Walter Wallmann (CDU) zuerst zu einer Entlastung der Truppenkonzentration des Ballungsraumes Frankfurt führen. In einem Brief an Bundeskanzler Kohl führte Wallmann aus, daß die Dauerstationierung des 5.US-Corps in der Mainmetropole einen „erheblichen Nachteil“ für die ökonomische Entwicklung der gesamten Region darstelle. Noch ist allerdings nicht entschieden, wo Nato und Pentagon die angekündigte Truppenreduzierung zuerst vornehmen wollen.

Nach Informationen der taz streiten sich hinter den Kulissen die Komandanten des 5. und des 7.US-Corps (Rheinland-Pfalz) darum, wer demnächst seine Kasernen und „housing areas“ wird räumen müssen. Auch die CDU/FDP -Landesregierung im Bundesland Rheinland-Pfalz drängt auf die Räumung mehrerer Militärbasen auf ihrem Territorium.

Im Rhein-Main-Gebiet ist der Vorstand der Frankfurter FlughafenAG (FAG) schon lange scharf auf das Airbase-Gelände am Zivilflughafen und auf den US-Helikopterflugplatz Erbenheim. In den Schubladen des Vorstandes liegen Pläne für die Umwandlung Erbenheims zum Airport für Privatmaschinen. Und das riesige Airbase-Areal soll Expansionsraum für den größten europäischen Zivilflughafen Rhein-Main werden.

Neben ökonomischen Gründen spielen auch sozialpolitische Erwägungen eine Rolle. Mit der Belegung von Kasernen und Wohngebäuden in den „housing areas“ mit Deutschen und AusländerInnen, könnte die Wohnungsnot gerade im Ballungsraum Frankfurt spürbar entlastet werden. Daneben bieten die Depots und Stellflächen für Panzer, LKWs und Jeeps Räume für neue Gewerbegebiete im freiflächenarmen Großraum Frankfurt.

Klaus-Peter Klingelschmitt