Ein Palast für alle

■ Das neue Konzept für den Palast der Republik verspricht kulturelle Vielfalt und weniger Asbestfasern in der Luft

Der Palast an der Spree, so versicherte am Donnerstag Direktor Dr. Klaus Beetz, sei entgegen anderslautender Gerüchte für politische Zwecke völlig ungeeignet. Er werde sich nach den Plänen der Hausleitung zum „kulturellen Zentrum im Herzen Berlins“ entwickeln.

Neben Großveranstaltungen auf internationalem Niveau soll es kulturelle Angebote für alle geben. Neu im Konzept ist die Zusammenarbeit mit Künstlerverbänden und Initiativgruppen. Ende Mai findet die erste Werkschau freier Theatergruppen unter dem Motto „ZuGriff“ statt. Ein unabhängiger „kulturpolitisch-künstlerischer Beirat“ wird bei der Programmgestaltung im Palast mitsprechen können.

Doch die Zukunft des Palastes wird auch von der Finanzkraft der Besucher abhängen: mit einem staatlichen Zuschuß von 50 Mio. Mark (bei einem Gesamtetat von 80 Mio.) rechnet in Zukunft keiner mehr.

Um die Attraktivität des Hauses zu steigern, soll das Hauptfoyer neu dekoriert und möbiliert werden. Die „Tage der Familie“ bleiben erhalten, ebenso versuche man, die zahlreichen Kinderveranstaltungen zu retten. Erhöhungen der Eintrittsgelder sind in jedem Fall zu erwarten, eine Jugendveranstaltung könne in Zukunft nicht mehr zum Preis von 3,10 Mark angeboten werden.

Auch das Spree-Cabaret im ehemaligen Jugendtreff des Hauses richtet sich auf finanzkräftige Besucher ein. Das Programm will, so der künstlerische Direktor Dr. Hagen, der alten Berliner Kabarett-Tradition folgen. Die scheint eher erotisch als politisch gewesen zu sein: „Ero-Tick“ verspricht Erotik mit Augenzwinkern, besonders empfohlen wird die „Gala erotica“, zur Zeit gastiert das „Cabaret intim“.

Auch das gastronomische Angebot wird vielfältiger: neben den 14 Gaststätten gibt es bald zahlreiche Service-Stände in den Foyers, der „Gastronom-Service“ bietet Mitnehm -Gastronomie für Anspruchsvolle. Die erste Koproduktion mit westdeutschen Firmen wird eine Europäische Weinwoche sein, die mit einem Bremer Weinimporthandel organisiert wird. Weinwochen im Mai, vielleicht bald auch ein Lebkuchenmarkt im August - was soll's, wenn die Kasse stimmt.

Schwerer im Magen, bzw. in der Lunge liegt den Hausherren ein anderes Problem: die tragenden Stahlkonstruktionen des Palastes sind mit Spritzasbest ummantelt, durch Beschädigungen der Zementumhüllung gelangen Asbestfasern in die Luft. Im August wird mit der Sanierung begonnen, wie, ist allerdings noch unklar. Zur Zeit überprüft ein Westberliner Gutachtergremium, ob die Asbestschicht entfernt oder vielleicht nur ein bißchen verkleidet wird.

Claudia Haas